von Phil
Die meisten unter uns erinnern sich an ihre allererste Filmmusik, sei es als LP, MC oder CD. Meine war ein Geburtstagsgeschenk, eine Musikkassette mit verschiedenen Filmmusiken und Filmsongs. Nicht gerade das, was ich mir gewünscht hatte. Irgendein deutscher Schnapshersteller wurde auf der Tapehülle gross aufgeführt, ob es Asbach Uralt oder ein anderes hochprozentiges Gesöff war, daran erinnere ich mich nicht mehr.
Auf der MC waren unter anderem ein Stück aus THE STING, der von Lee Marvin gesungene – wobei dieses Verb hier problemlos mit einem etwas weniger Löblichen ersetzt werden kann – «Wanderin’ Star» aus PAINT YOUR WAGON, «Moon River» aus BREAKFAST AT TIFFANY’S und «Raindrops Keep Falling on My Head» von Burt Bacharach aus BUTCH CASSIDY AND THE SUNDANCE KID, ein Stück von Francis Lai und, ja, SUPERMAN-THE MOVIE und JAWS von John Williams, als persönliche Höhepunkte. Wenn mich die Erinnerung nicht täuscht, waren dies die einzigen «richtigen» Filmmusiken, so wie ich es mir eben vorstellte. Natürlich habe ich die Kassette einige Male gehört, doch befindet sie sich längst nicht mehr in meiner Sammlung.
Wie so einige unter uns der eher älteren Filmmusikgeneration stand oder sass ich damals oft mit dem Kassettenrecorder und Mikrofon parat, um Titelmusiken von Filmen und Fernsehserien live ab TV aufzunehmen, was sich meist als schwierig auszuführendes Experiment zeigte. Entweder man war zu spät mit dem gleichzeitigen Drücken der Rec- und Play-Taste, das Telefon klingelte oder ein liebes Familienmitglied unterhielt sich mit einem anderen. VHS war noch weit entfernt und somit auch die Möglichkeit, punktgenau die Titelmusiken zu verewigen.
Als THE EMPIRE STRIKES BACK in die Kinos kam, erbarmte sich meine Familie und schenkte mir die Doppel-LP des grossartigen John Williams Scores, ein musikalisches Weltwunder für mich und die wohl am meisten gehörte Platte in meiner Sammlung. Einen LP-Player hatte ich zwar noch nicht, aber das Gerät meiner älteren Schwester durfte ich benützen – so lief bei ihr nebst Barclay James Harvest und GREASE endlich anständige Musik.
Später erhielt ich von einer Freundin meiner Mutter als Geschenk eine Doppel-LP eines Adriano Celentano Films: JOAN LUI – MA UN GIORNO NE PAESE ARRIVO IO DI LUNEDI. Ich bedankte mich freundlich dafür, gehört habe ich dieses Ding aber nie in seiner Gänze. Keine Filmmusiken mehr als Geschenk, bitte. Familie und Freunde hielten sich daran.
08.12.2024