Blog #25: Cronenweths Magie

von Phil

Jordan Cronenweth war nebst Allen Daviau ein weiterer Director of Photography, dessen Arbeit ich gerne beobachtete und auch seine Filme, die mich inhaltlich weniger interessierten, schaute, weil Cronenweth hinter der Kamera stand.

Cronenweth begann mit Robert Altmans BREWSTER McCLOUD (1970), doch war es freilich BLADE RUNNER (1982) und die stimmigen, kontrastreichen oft im Dauerregen mit Backlight ausgeleuchteten Bilder, die mich in den Bann zogen. Mit Tiefkontrastfiltern, wo weniger oder kein Nebel verlangt war (der üppig eingesetzt wurde) und in den Strassenszenen mit Neonlichtreklamen gefüllt, die möglichst stark aufgedreht, ehe sie zu flackern begannen, für spannende Lichteinfälle sorgten.

Danach machte Cronenweth für Francis Ford Coppola PEGGY SUE GOT MARRIED (1986) mit üppigen Farben und schillernden Bildern, es folgte ebenalls für Coppola GARDENS OF STONE (1987).
Seine letzten beiden Filme waren STATE OF GRACE (1990) und die stimmigen Brauntöne in FINAL ANALYSIS (1992) für Regisseur Phil Joanou. Erst jetzt entdeckte ich ALTERED STATES (1980) von Ken Russell und war beglückt wiederum Cronenweth damit in Verbindung zu sehen. Hier bediente er sich in den «normalen Szenen» mit gebräuchlicher Beleuchtung (inklusive seines geliebten Backlight) und wenig bis kaum eingesetzten Filtern, während die Transformationsszenen von William Hurts Charakter effektvoll und packend ausgeleuchtet sind.

Jordan Cronenweth und Harrison Ford in BLADE RUNNER © American Cinematographer

Erstaunlich ist die Tatsache, dass der Kamerakünstler 1978 fälschlicherweise mit Multiple Sklerose diagnostiziert wurde. 1981 erhielt Cronenweth dann die niederschmetternde Diagnose Parkinson. Er arbeitete also bereits ab 1978 mit Einschränkungen, umso höher sind seine Leistungen zu gewichten.

Für BLADE RUNNER erhielt Cronenweth die Auszeichnung für Best Cinematography der BAFTA und der beiden wichtigen Kritikervereinigungen New York Film Critics Circle und Los Angeles Film Critics Association. Für PEGGY SUE GOT MARRIED gab es endlich die längst verdiente Oscar-Nomination (Chris Menges gewann für THE MISSION).

Trotz der gesundheitlichen Einschränkungen arbeitete Jordan Cronenweth weiter, konnte aber im schwierigen Arbeitsumfeld von ALIEN 3 (1992) nicht mehr Schritt halten und wurde nach einigen Wochen gefeuert.

Er starb 1996 im Alter von 61 Jahren. Sein Sohn Jeff Cronenweth trat in die Fussstapfen seines Vaters und hat unter anderem für David Fincher (FIGHT CLUB, THE GIRLWITH THE DRAGON TATTOO) und Kathryn Bigelow (K-19: THE WIDOWMAKER) gearbeitet.

10.12.2024