The President’s Lady

Im November des Jahres 2008 hat Robert Townson in der Varèse Club CD Reihe den kompletten Score von Alfred Newman zu The President’s Lady aus dem Jahr 1953 veröffentlicht, nachdem bis dahin nur ein einziger Track (der Main Title) davon auf dem Varèse Sampler: „20th Century Fox – Music from the Golden Age“ auf CD präsent war.

Der biografische Film konzentriert sich vor allem auf die für damalige Verhältnisse skandalöse Beziehung zur noch nicht rechtsgültig geschiedenen Rachel Donelson Robards (Susan Hayward), die zur großen Liebe des 7. Amerikanischen Präsidenten Andrew Jackson (Charlton Heston) wird und die seine Inauguration nach einem schmutzigen Wahlkampf nicht mehr erlebte, da sie wenige Tage davor stirbt.

Der bis zum heutigen Tage erfolgreichste Filmkomponist aller Zeiten – nicht weniger als 44 OSCAR-Nominierungen mit neun gewonnenen Statuetten – hat natürlich ein vielfältiges und reichhaltiges Repertoire zu bieten und da ist es keine Schande wenn mal der eine oder andere Score nicht in der Top Liga, sondern „nur“ in der zweiten Reihe zu finden ist. Heutzutage würde wohl jeder andere Komponist mit einem Score wie diesem glänzen, aber leider ist die Zeit für diese Art von Scores schon lange vorbei.

Trotzdem oder gerade deswegen sollte man dieser Filmmusik ein wenig Aufmerksamkeit widmen, denn einige sehr bewegende und kraftvolle Themen sind nicht nur hilfreich für den Film, sondern auch den einen oder anderen Hördurchgang im CD Player wert!

Der durchaus nette Main Title beginnt ähnlich, aber nicht so markant wie das Thema zu How the West Was Won und soll den jungen, stürmischen Jackson charakterisieren, während am Ende noch das Rachel- als Liebes-Thema  einen melodischen Kurzauftritt hat.

Der  zweite Track beginnt und endet mit einer beschwingten Melodie, welche die junge und lebensfreudige Rachel vorstellen soll, während der lyrische Mittelteil die beginnende Lovestory andeutet. Diese beiden Themen werden immer wieder im Laufe des Films variiert.

Zusätzlich bietet der Score noch eine Vielzahl an verspielter Americana z.B. in The Race Track bzw. am Ende von The Passing of Judge Hutton, oder einen (barocken) German Dance, aber auch Spannungsmusiken: Ambushed, The Duel, oder kämpferische Klänge wie in The Battle of New Orleans bzw. trommelnde, indianische Klänge in Indians. Natürlich gibt es auch einige traurige Momente, in denen vor allem die für Newman typisch schwelgerischen Streicher zum Einsatz kommen wie in The River Boat, Death and Burial of Lincoya aber unter anderem auch während The Seasons.

Newmans Score pendelt genauso wie die Liebesgeschichte immer wieder zwischen hellen, fröhlichen Momenten und hübschen Themen Track 2: Rachel sowie traurigen Motiven wie in Track 9 Escape and Lovehin und her. Selbst die Cues Marriage Proposal (Track 11) und The Second Marriage (Track 13)  kommn nicht so freudig rüber, wie es eigentlich sollte.

Obwohl der Score während Alfred Newmans bester und kreativster Zeit entstand, gehört er meines Erachtens nicht ganz zu seinen besten Werken, was die Musik und einige wirklich sehr schöne Cues nicht schmälern soll, denn schließlich handelt es sich um einen typischen (Alfred) Newman Score, was allein schon für Qualität bürgt!

Abschließend noch ein paar Worte zur Tonqualität. Der vorgegegaukelte Stereo Ton ist eigentlich nur ein Mono Ton, denn die Multitrack-Stereo-Aufzeichnungen kamen erst ein paar Monate später zum Einsatz. Bei den Recording Sessions wurden zwei verschiedene Mikrofone für die – damals noch optische – Aufzeichnung verwendet. Während das eine Mikrofonset über dem Orchester platziert war (um den Streichersound etwas besser einzufangen), wurde das zweite Mikroset am Ende der schmalen Halle – die eigentlich keine eigenen Hall erzeugte – positioniert, um der Aufnahme etwas Tiefe zu verleihen.

Die heutigen Tontechniker (darunter Daniel Hersch) haben aus den verschieden Elementen durch Überlagerung einen quasi Stereoton erzeugt, sodass man glauben könnte, die Streicher kämen von links, die Holzbläser aus der Mitte und die Hörner von rechts, obwohl es so damals nicht aufgenommen wurde. Das Schlagzeug, das im Main Titlezu hören ist, wurde anscheinend überhaupt separat von der Orchestersession zu einem anderen Zeitpunkt aufgenommen.

Wie auch immer, alle Liebhaber von Golden Age Scores bzw. von Alfred Nemans Filmmusiken sollten bei dieser auf 1500 Stück limitierten CD zugreifen, solange sie noch erhältlich ist, denn obwohl die Musik vielleicht nicht unbedingt zu den allerbesten Arbeiten des Komponisten zählt, so hat sie doch ihre Qualitäten und wird sicher keine Enttäsuchung bzw. Fehlkauf sein.

Erwin, 28.2.2009

 

THE PRESIDENT'S LADY

Alfred Newman

Varèse Club VCL 1108 1088

55:57 Min. / 24 Tracks

Limitiert auf 1500 Stk.