Venom

So gespalten der namensgebende Charakter in VENOM (2018) ist, so unterschiedlich wurde der Film von Regisseur Ruben Fleischer aufgenommen. Der Science-Fiction-Antiheld Venom, der mit diesem Film das «Sony’s Universe of Marvel Characters» eröffnet, vermochte zwar die Kinokassen ordentlich zum Klingen bringen, wurde jedoch von den Kritikern überwiegend zerrissen und auch unter den Kinogängern kam nicht wirklich ein Hype auf. Gehypte wurde in den Filmmusik-Fankreisen indes die jüngste Arbeit von Ludwig Göransson, nachdem dieser anfangs Jahr mit einer wirklich tollen, kraftvollen Musik für den Marvel-Hit BLACK PANTHER aufwartete. Für VENOM spielt er jedoch auf ganz anderem Ton – harsch, kalt und von Synthesizer-Effekten dominiert. Das Ergebnis ist im besten Falle fordernd, auch wenn die Musik perfekt zum morbid-monströsen, gruseligen Geschehen auf der Leinwand passt.

Wer von VENOM ähnlich BLACK PANTHER rasante Perkussion und kraftvolle Heldenfanfaren erwartet hat, der dürfte von der jüngsten Filmmusik von Göransson herb enttäuscht sein. Obwohl im Booklet ein veritables Orchester und ein Chor aufgeführt sind, machen primär elektronische Klangschöpfungen das VENOM’sche Filmmusikuniversum aus. Hier knirscht, kreischt, wummert und dröhnt es in allen möglichen Formen. Wem’s gefällt… Der zentrale Charakter Eddie Brock, der seinen Körper nach einer Infizierung mit einem Symbionten mit Venom und sich teilen muss, erhält von Göransson zwar ein eigentliches Thema, dieses ist mit einem Umfang von drei Tönen jedoch primär effektiv, aber in keiner Weise nobel oder lyrisch ausgefallen. Es hat Signalcharakter, aber keine Melodiebogen. Kein Thema zum Mitsummen oder -pfeifen also. So brutal die Filmmusik im Grundton meist ist, so harsch und knapp ist auch dieses Titelthema geworden, das sich in fast jedem Stück auf der CD finden lässt. Damit porträtiert es den Charakter Brock/Venom sehr passend, aber für Hörgenuss abseits des filmischen Kontexts sorgt es nicht.

Nachdem Ludwig Göransson für CREED (2015) und BLACK PANTHER mit starken thematischen und orchestralen Filmmusiken aufwartete und damit viele zu überraschen vermochte, hat er dieses Jahr für DEATH WISH (2018) und nun VENOM auch rein funktional-langweilige bzw. ungeniessbar-harsche Filmmusik geliefert. Für’s Anhören in den eigenen vier Wänden und losgelöst von Bild und Soundeffekten nicht attraktiv. Schade. Einzig das 8-minütige Stück «Battle on the Launch Pad» hat mit etwas längeren Orchestermomenten und dem Ansatz heroischer Kraft im Blechspiel ein bisschen Replay-Potential.

Basil, 9.11.2018

VENOM

Ludwig Göransson 

Sony Music 

55 Min.
18 Tracks