Unlawful Entry (La-La Land)

Als UNLAWFUL ENTRY 1992 erschien, war sich die Filmmusikgemeinde einig: „Oh mein Gott“, ein weiterer James Horner „Synthesizer-Drone“ (inklusive kleinem Ensemble aus ständigen Hornerbegleitern wie Mike Fisher und Ian Underwood), fast durchgängig negativ waren die Reaktionen. Kann man also heute 14 Minuten mehr davon goutieren?

UNLAWFUL ENTRY ist ein Thriller von Jonathan Kaplan (noch mit THE ACCUSED Vorschuss, sein bester Film bis heute), in dem sich ein fieser Cop (Ray Liotta) das Vertrauen eines Ehepaars erschleicht (Kurt Russell und die bezaubernde, leider zu selten zu sehende Madeleine Stowe), nur um sie, nachdem er sich zurückgestossen fühlt, zu terrorisieren. Der Film wird gegen Ende ein wenig arg schablonenhaft und unglaubwürdig, was allerdings nicht an den guten Darsteller liegt, sondern unter anderem am Eingriff des Studios, das bestimmte Änderungen wünschte. Das und die Nähe zum nicht weit zurückliegenden Rodney King-Fall und den Unruhen in L.A., die nach dem Urteil ausbrachen (die Polizisten wurden freigesprochen – UNLAWFUL ENTRY zeigt eine ähnliche Szene von Polizeigewalt, in der Ray Liotta den Einbrecher aufspürt und Michael (Russell) auffordert ihn windelweich zu schlagen, was dieser aber ablehnt), taten dem Film nicht unbedingt gut.

Horner zieht eigentlich alle Register, die er zuvor des öfteren gebraucht hat. Wir hören ein Hauptthema („Main Title“), gespielt von einem EVI-artigen Sound mit Flötencharakter, das wir aus CLASS ACTION (anstelle eines Sopransaxophons) bestens kennen und einen Hauch FIELD OF DREAMS versprüht, wir hören Actionmusik à la ALIENS („Leon’s Death“, „Drug Bust“) in elektronisch statt wuchtig orchestral und Spannungsmusik nicht unähnlich jener aus PATRIOT GAMES. Plus prominent: Das damals oft verwendete GORKY PARK Klaviersuspensemotiv. Das alles zusammen ergibt einen erstaunlich gut gealterten Mix und zeigt eine Seite Horners, wie wir sie später kaum mehr zu hören bekamen. Thriller fanden sich in den 2000er Jahren so gut wie nicht in der Filmografie des Komponisten.

Damit zurück zur Eingangsfrage: Lohnen sich 14 Minuten mehr? Für einen beinharten Horner-isten wird es kaum einen Gang um den Kauf geben und wer CLASS ACTION mochte, wird durchaus hier Gefallen finden. Auch ein sich wieder mit dem Material auseinandersetzen, macht durchaus Spass (mal ehrlich, wer hätte sonst nochmals zu UNLAWFUL ENTRY in der Kurzversion gegriffen?). Freilich gibt es Horner Veröffentlichungen, die man lieber in verlängerter Fassung gesehen hätte, WILLOW etwa. Aber noch geben wir die Hoffnung nicht auf und verkürzen die Zeit bis dahin mit UNLAWFUL ENTRY.

Phil, 12.7.2017

 

James Horner 

La-La Land Records 

LLLCD 1424 

49:36 Min. / 11 Tracks

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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