Under Siege 2: Dark Territory

Basil Poledouris

Varèse Sarabande
VCL 0317 1179

71:04 Min.
28 Tracks

Limitiert auf 2000 Stk.

Drei Jahre nach Under Siege schlüpfte Steven Seagal erneut in seine Paraderolle des schlagkräftigen Smutje Casey Ryback; diesmal verschlägt es ihn von der Schiffskombüse in die Bordküche eines Zuges. Dumm nur, dass sich ein Grössenwahnsinniger eben dieses Zuges bemächtigt und sich in einen amerikanischen Militär-Satelliten hackt, um ein wenig Krieg zu spielen. Dümmer noch, dass sich unter den als Geiseln gehaltenen Passagieren auch Rybacks Nichte Sarah befindet.

Während der Score zu Under Siege anschaulich aufzeigt, warum Gary Chang trotz insbesondere im Laufe der 1990er-Jahre gut gefüllter Auftragsbücher der grosse Durchbruch nie gelang, ist Basil Poledouris› Beitrag zu Under Siege 2eine andere Hausnummer. Poledouris beweist hier einmal mehr seine hohe Kompetenz im Action-Bereich mit einer thematisch sehr ansprechenden, ebenso temporeichen wie eleganten Musik, die als emotionales Herzstück des Filmes weit über das Zweckdienliche hinausgeht.

Eher nicht dafür geeignet, die Qualitäten des Scores abschätzen zu können, ist das Originalalbum, das ‒ typisch für Varèse Sarabande zu jener Zeit ‒ mit einer Laufzeit von unter einer halben Stunde gerade mal dessen Basics festhält. Die jüngst erschienene De-Luxe-Version, die die Laufzeit praktisch verdreifacht, erlaubt nun eine ganz andere Möglichkeit, Under Siege 2 zu beurteilen.

Vier Themen bilden die Gestaltungsgrundlage für den Score. Das hymnisch-heroische, von Blechbläsern dominierte Hauptthema, ein Motiv für Ryback, das sich zur Verdeutlichung seines militärischen Backgrounds an Coplands Fanfare for the Common Man anlehnt, das Thema für den Satelliten, das sich auch im musikalischen Star-Trek-Universum gut machen würde, sowie ein gefühlvolles Familien-Thema zur Untermalung von Szenen mit Casey und Sarah. Poledouris› Hauptaugenmerk gilt dem Orchester, er verwendet aber auch selten sich in den Vordergrund drängende Elektronik, die eher perkussive Aufgaben zugeteilt bekommt, sich schon mal aber auch in Szene setzen darf (Scramble Map).

Aus dem bisher unveröffentlichten Material erschliesst sich ‒ mal abgesehen von einem Mehr an Spannung aufbauender Cues (sehr schön: das leider viel zu kurze The Train Departs) ‒ die Entwicklung der Story anhand des thematischen Auf- und Weiterbaus. Besonders hervorzuheben sind Action-Sahnestücke wie Casey Off The Train, Hostage Car Shootout und Kitchen Fight. Hier gibt Poledouris ordentlich Zunder, und auch wenn das meiste über das Hauptthema läuft, treten diesbezüglich keine nennenswerten Abnützungserscheinungen auf. Es ist halt nicht immer entscheidend, was man verwendet, sondern wie man es verwendet.

Under Siege 2 mag nicht zu den Scores gehören, an die man bei Basil Poledouris als erstes denkt, er ist aber von einer Güte, von der man heutzutage im Genre des Actionfilms nur noch träumen kann, und er macht uns ausserdem schmerzhaft bewusst, dass wir den Komponisten viel zu früh verloren haben. In diesem Sinn kann Under Siege 3, von dessen Entwicklungsphase im Booklet gemunkelt wird, wahrscheinlich nicht bloss, aber vor allem musikalisch nur wieder ein Schritt zurück sein.

Andi, 7.4.2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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