The Reincarnation of Peter Proud

Als die immer wiederkehrenden Alpträume beginnen, sein Leben psychisch wie physisch zu beeinträchtigen, beschliesst Hochschulprofessor Peter Proud, sich auf die Suche nach den darin auftauchenden Orten und Personen zu machen, denn er ist davon überzeugt, dass sie wichtige Teile seines vorherigen Lebens repräsentieren.

Der Mystery-Thriller THE REINCARNATION OF PETER PROUD ‒ basierend auf Max Ehrlichs erfolgreichem Roman ‒ 1975 von J. Lee Thompson mit damals angesagten Mimen wie Michael Sarrazin, Margot Kidder und Jennifer O’Neill in Szene gesetzt, befasst sich recht ambitioniert mit der Thematik der Wiedergeburt. Dass diese einigermassen glaubhaft rüberkommt, ist zu einem nicht geringen Teil Jerry Goldsmith zu verdanken, denn der hebt mit seiner vielschichtigen Musik den Film auf eine Ebene, die ihm ansonsten verwehrt bliebe.

In THE REINCARNATION OF PETER PROUD spielen von Goldsmith selbst erzeugte, elektronische Effekte eine integrale Rolle. Sie sind für das Paranormale zuständig, und auch wenn in diesem Bereich nicht immer alles ganz so subtil abläuft, wie man sich das vielleicht wünschen würde, gelingen dem Komponisten beim Erzielen der angestrebten, ebenso ungreifbaren wie beängstigenden Stimmungen ganz ansehnliche Resultate, die ‒ berücksichtigt man die im Vergleich zu modernem Equipment über bescheidene Möglichkeiten verfügenden ARP 2500 und 2600 ‒ nach wie vor kaum altbacken wirken.

Gut in Form zeigt sich der Komponist im orchestralen Bereich. Es kommt ein rund 50-köpfiges Ensemble zum Einsatz, als Hauptakteure im überwiegend thematischen, aber gelegentlich auch atonalen Geschehen tun sich Klavier, Flöte und Gitarre hervor. Die Themen zeigen sich gerne behutsam, melancholisch und sensibel, beim hinreissenden Liebesthema steigern sich die Gefühle schon mal zu unverblümter Leidenschaft. Beim Bodenständigen, in der Realität Verankerten ist es die oftmals folkig angehauchte Gitarre, die als erstes ins Auge (resp. Ohr) sticht. Die von Goldsmith in diesem Genre zu erwartenden, harschen Momente sind zwar selten, dafür aber umso effektvoller.

Aus all diesen Zutaten fertigt Goldsmith zwar keinen seiner absoluten Klassiker, aber doch ein Werk von beachtlichem Niveau und einer nicht zu unterschätzenden Anziehungskraft, das ausserdem ‒ kaum verwunderlich angesichts der Entstehungszeit ‒ seinen ureigenen, unverwechselbaren Charakter besitzt. Intrada präsentiert den kompletten Score (inklusive nicht verwendetem Material), zusammengestellt aus zwei Elementen. Exakt die erste Hälfte der insgesamt 36 Tracks stammt von einem Stereo-DAT, während der Rest lediglich in Mono zur Verfügung stand, dem zwecks «Stereoisierung» und damit Angleichung an den ersten Teil Altiverb zugefügt wurde. Obwohl gelegentliche, dem Alter geschuldete Verzerrungen und Bandgeräusche nicht ganz beseitigt werden konnten, ist diese Veröffentlichung den seit Jahren in verschiedenen Versionen kursierenden Bootlegs klanglich ‒ und natürlich auch in Sachen Sequenzierung und Präsentation ‒ klar überlegen. Der Sammler sollte sich also nicht zweimal bitten lassen, eine der letzten, nicht ganz unwichtigen Lücken in Goldsmiths Schaffen endlich auch offiziell zu schliessen.

Andi, 23.1.2019

 

THE REINCARNATION OF PETER PROUD

Jerry Goldsmith

Intrada ISC 421

64:20 Min. / 36 Tracks