Never Say Never Again

Nicht jeder Produzent hat Irvin Kershner und Douglas Slocombe am Start: Kershner – unsterblich seit The Empire Strikes Back, Slocombe – fotografierte u.a. Polanskis The Fearless Vampire Killers und Spielbergs Raiders of the lost Ark. Echte Handwerker waren also versammelt – für solch ein Projekt goldrichtig: Connery war wieder da, 12 Jahre nachdem er seinen 007-Dienst quittiert hatte. Klaus Maria Brandauer, Max von Sydow, Kim Basinger – eine wahrlich erfreuliche Personalliste.

Für Never Say Never Again (Lizenz-Hick-Hack erklärte u.a. das visuell-ungewohnte Opening) stand letztlich Thunderball Pate. Deutschlandstart 1984: Gereift, selbstironisch, so wird James Bond von Connery ins Rennen geschickt (herrlich, Bonds Urinprobe als Gimmick!). 2x Cruise Missiles, 2x Atom-Sprengköpfe sind geraubt – natürlich steckt wieder der Katzenkraulverein S.P.E.C.T.R.E. dahinter, was die Weltordnung nicht sicherer macht.

Es heißt, ein Budget von über 30 Millionen Dollar wurde aufgebracht, um Never Say Never Again zum Laufen zu bringen – jede Menge Juristerei war im Vorfeld nötig. Mit gutem Ende. Und Rowan Atkinsons „007-Praktikum“ sollte ihm Jahre später bei Johnny English zu Gute kommen…

Track 1, „Bond Back In Action“: Fiebrige Pauken-Freude, mit deftigem Schlagzeug, mündend in Soundeffects von Explosionen. Man weiß, wo der Hammer hängt.

Track 2, „Main Title – Never Say Never Again“: Die CD-Version (eigentlich das Film-Outro) salbt zu Beginn mit Lani Hall’s dahin geflehten Textzeilen – dann geht’s über zur soften „Revue-Nummer“. Film-Version: Bild füllende 007-Grafik, Instrumental-Einstieg, plus Helishot über Sumpflandschaft, Credits, Geiselvilla und Gebüschflitzer 007 – back in Action. Der Song schwebt also gemächlich weiter – da passiert so allerhand Handfestes, bis es ordentlich kracht. Schmunzel-Kombination.

Track 9, „The Big Band Death of Jack Petachi“: Wilde Erinnerungen an Spielbergs / Williams legendäre Saalschlägerei aus 1941 kommen im Big-Band-Sound ganz rasch hoch. Hier bei Legrand nicht ganz so fetzig, doch mit Laune.

Track 11, „Fight To The Death With The Tiger Sharks“: Bösartig-geisterhaft ab Minute 2:10 – schauriges Hai-Thema, mal anders. Nie mit Fremden tauchen!

Track 22, „The Big Escape“: Weckt in ersten Tönen Assoziationen zu Häppchen aus Mad Max II, erfreut dann mit Nordafrika-Sound und Streichern bis zum Break.

Composer Michel Legrand (Yentl, The Three Musketeers) macht’s bei seinem Bond verwegen old school: Der Score (nicht alles auf der Scheibe wurde im Film eingesetzt) klingt über weite Strecken Richtung 60er (Track 4, „Fatima Blush / A Very Bad Lady“, Track 5, „Dinner with 007“, Track 7, „Bond Smells A Rat / Nurse Blush?“, Track 8, „Plunder Of A Nuclear Missile“, Track 15, „Tango To The Death“, Track 17, „The Death Of Nicole / Chase Her“, Track 21, „Bond To The Rescue“, Track 23, „Tears Of Allah“, Track 25, „Fight To The Death“) – recht gewagt, Mitte der 80er. Das Alles kann sich hören lassen, etwas Retro schadet kaum, selbst nicht aus der Sicht von Ende 2014. Obendrauf zu empfehlen: Interessante Booklet-Liner-Notes von David Hirsch.

Manfred Schreiber, 9.12.2014

NEVER SAY NEVER AGAIN

Michel Legrand

Silver America 738572101725

26 Tracks / 62:05 Min.

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