Monsignor

Im selben Jahr wie E.T.-THE EXTRA-TERRESTRIAL und im Sandwich von RAIDERS OF THE LOST ARK und RETURN OF THE JEDI entstand MONSIGNOR, ein Drama im 2. Weltkrieg spielend, mit Christopher Reeve (SUPERMAN-THE MOVIE) als Priester, der als Schatzmeister des Vatikans mit einem US-Sergeant in Geschäfte verwickelt ist um seinem Auftraggeber, der ganz heiligen Stadt eben, zu mehr Geld zu verhelfen. Daneben verführt er eine Nonne, was dem Film dazu «verhalf», dass er in Irland nicht gezeigt werden durfte. Auch heute ist MONSIGNOR ein wenig bekannter Film (Regie: Frank Perry, DAVID AND LISA, THE SWIMMER), um dessen Musik es wesentlich mehr Aufhebens gab (lange war sie als CD nicht zu bekommen). Tatsächlich, das kann man fast nicht glauben, erhielt John Williams damals die Goldene Himbeere für die schlechteste Filmmusik.

Bei dieser CD handelt es sich um ein Re-Release der Intrada Scheibe aus dem Jahr 2007 (eine digitale Premiere sieht man vom Bootleg ab) und enthält sowohl das Filmmusikalbum (38 Minuten), das 1982 veröffentlicht wurde und den eigentlichen Filmscore (40 Minuten). Was zuerst auffällt ist das erstaunlich leise Mastering der CD. Man muss erstaunlich viel aufdrehen, um an die Lautstärke der zuvor abgespielten Musiken heranzureichen. Merkwürdig.

John Williams’ Musik ist ein kleines Juwel, egal ob in der Album- oder Filmversion. Das Hauptthema («Theme from Monsignor») ist ein echter Ohrwurm und wundervoll interpretiert vom London Symphony Orchestra (das Intro mit Solotrompete einfach zum Dahinschmelzen, zusammen mit Cembalo über pizzicato Bässen und Celli sowie Harfe; im Verlauf des Stücks gibt Williams den Streichern immer mehr Platz, Holzbläser kommen dazu und die Streicher übernehmen, das Blech fügt sich ein, das Stück nimmt an Energie zu – ein wundervoller Track, Williams pur). Eine sehr hübsche Version ist das mit dem Klavier bestückte «At the Forum» (das übrigens ebenso wie «Meeting in Sicily» nur für das Album aufgenommen wurde). Dazu gesellt sich ein festlich anmutendes, nennen wir es mal kirchlich orientiertes Stück, in seiner ganzen Schönheit in «Gloria» von den Ambrosian Singers plus Orgel interpretiert. «Santoni’s Compassion» ist die zurückhaltende, instrumentale Version. Einiges der Streicher und Blechbläser (speziell die Hörner) erinnert hie und da an heutige Williams-Werke wie etwa THE POST.

Die Filmversion unterscheidet sich, laut Booklet, durch die andere Abmischung und die erwähnten Zugaben beim alten Album, sowie der Filmversion des Stücks «Forgotten Vows». Ausserdem hören wir hier mit Track 12 die eigentliche Eröffnung, «Monsignor (Main Title)», die aus Zeitgründen nicht über den sanften Aufbau von «Theme from Monsignor» verfügt. Auch in der Albumversion benutzt Williams eine Art «Reisethema», hier im Score («Seeing Rome», «Meeting in the Rain») wird es etwas öfter verwendet. «The Vatican» ist ein elegisches, kurzes Stück, das nur im Score zu hören ist, ebenso wie «The Book Shop» und «End Title» (im Album in «At the Forum» verarbeitet).

Egal welche Version man bevorzugt, MONSIGNOR ist ein schöner, hochwertiger und brillant gespielter Williams, dessen Kürze dem Ganzen ganz und gar keinen Abbruch tut. Danke, so man die Version 2007 verpasst hat, Intrada fürs Wiederauflegen dieses unbekannteren und selten genannten Scores aus dem Oeuvre des am 8. Februar 88 Jahre alt werdenden Komponisten.

Phil 7.2.2020

MONSIGNOR

John Williams
Intrada Special Collection

77:18 Min.
25 Tracks