Dolores Claiborne (Varèse Club)

DOLORES CLAIBORNE entstand in einer Zeit, als Danny Elfman vermehrt weg von Komödien und Superheldenfilmen ins ernstere Fach zu wechseln versuchte. ARTICLE 99, SOMMERSBY und DEAD PRESIDENTS entstanden in dieser Phase, aber auch die Fanfavoriten BATMAN RETURNS und THE NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS. In Taylor Hackfords Verfilmung einer düsteren Stephen King Story spielt eine brillante Kathy Bates die Titelrolle Dolores, von der die ganze Stadt glaubt, sie habe einst ihren Mann umgebracht. Nun wird sie auch verdächtig (und der Film zeigt dies zunächst auch), die ältere Dame, für die sie eben noch arbeitete, ermordet zu haben. Ihre Tochter (Jennifer Jason Leigh), eine Journalistin, kehrt aus New York zurück und versucht der Vergangenheit (und Gegenwart…) auf die Spur zu kommen.

Elfmans Musik wurde damals mit Spannung erwartet, viele Fans hatten noch BLACK BEAUTY im Ohr und nun ein Psychodrama vom Komponisten von PEE WEE und weiteren eingängigen Musiken. Doch hier schlug Elfman eine vollkommen andere Richtung ein. Seine hauptsächlich für eine gigantische Streichersektion, Harfe und Klavier geschriebene Komposition schmiegt sich vollkommen in die wenig hoffnungsvolle Atmosphäre des Films ein, der mit Rückblenden Dolores’ Story aufarbeitet. Dazu kommen 12 Hörner und 8 Posaunen, die Elfman aber trotz ihrer Masse erstaunlich selten und wenn, dann als kurze Einschübe einsetzt. Erst gegen Ende nehmen auch diese eine prominentere Stellung ein, so vor allem im 9 Minuten Stück «The Eclipse», in dem auch der Perkussion Platz eingeräumt wird. Hier tauchen ganz kurz zum ersten Mal typische Elfman Momente (Chorgesang, Celesta) in diesem sehr atonalen, kühlen und oft bleiern schweren, bedrückenden Score auf. «Bad Dad» ist ein Abbild der gesamten Musik, zusammengefasst in einem grandiosen, kraftvollen Track. Hoffnung strahlt DOLORES CLAIBORNE wenn, dann meist kurz («The Inquest» mit einem Piano- und Violinenmotiv) aus, immer aber gekleidet in das Konzept des Scores. Nur am Ende von «The Inquest» und in «End Credits» darf sich dieses Hauptmotiv voll entwickeln und kurz erstrahlen. Interessant ist die Aufteilung, die Elfman mit Bedacht vornimmt: Kaum Musik für die Szenerien in der Gegenwart und wenn doch, meist von Solovioline, Klavier und Harfe intoniert. Die Rückblenden (in ein wärmeres Licht getaucht) sind mächtiger, komplexer und wie oben beschrieben musikalisch unterlegt.  

Die 30 Minuten Varèse CD von 1995 war ein mittleres Ärgernis und stammt noch aus der üblichen «in der Kürze liegt trotzdem nicht die Würze» Zeit des Labels, das damit regelmässig Fans in Rage brachte. Diese Clubveröffentlichung nun enthält abzüglich dreier Bonustracks 80 Minuten Score eines eher unterschätzten Scores und ist auf 2500 Stück limitiert. Schade ist das Booklet wie öfters bei Varèse recht kurz ausgefallen, gerade was Hintergründe zum Film anbelangt.

Phil 13.2.2020

DOLORES CLAIBORNE

Danny Elfman

Varèse Sarabande Club

89:27 Min. (2 CDs)
31 Tracks