Die Another Day (La-La Land)

David Arnold hatte mehr Glück als Pierce Brosnan, durfte er noch zwei Bonds mehr, CASINO ROYAL und A QUANTUM OF SOLACE, mittun, ehe dem Briten schliesslich Thomas Newman vorgezogen wurde. Für Brosnan jedenfalls war die Reise mit DIE ANOTHER DAY beendet. Einer der schlechtesten, wenn nicht sogar der schlechteste 007 Film überhaupt, vollgestopft mit nervigen Gadgets, teils erstaunlich schwachen Spezialeffekten und einem hanebüchenen Drehbuch, wird also für immer als umrühmlicher Abgang eines wirklich guten Bond-Darstellers stehen. Wie Brosnan musste sich auch David Arnold den Begebenheiten anpassen. Die Macher wollten mehr Action, mehr Spezialeffekte, mehr Spektakel und Arnold sollte dem technoiden Bondabenteuer einen modernen musikalischen Anstrich verpassen – im gewohnten Barry-007 Kleid versteht sich, für das der sympathische Komponist seit TOMORROW NEVER DIES verantwortlich zeichnete. Das machte er so erfolgreich, dass eine neue Bondgeneration beim ersten Daniel Craig Abenteuer im Dienste Ihrer Majestät auf sein Können setzte. Aber nach A QUANTUM OF SOLACE, auch nicht unbedingt ein Ausbund an grossartiger „Bondität“, war Schluss mit lustig, Arnold kehrte dem Hollywoodtum (bewusst) mehr und mehr den Rücken und arbeitet inzwischen hauptsächlich für Britische Produktionen.

Was uns unweigerlich wieder zurück zu 007 bringt. Der nämlich muss in DIE ANOTHER DIE so einiges an fiesen Gegnern abwehren: Zunächst sind es Gegenspieler auf Surfbrettern (hui, sieht das schlecht gemacht aus, wer erinnert sich an ESCAPE FROM L.A.?), später gar Madonna herself, (ja, die Madonna) und mit seinem durchsichtigen Spionflitzer auch noch auf und im Eis fahren wie einst Dennis Bielmann auf Kufen. Nicht zu vergessen: Die schlecht gescriptete und langweilig gemachte Sequenz von 007s Gefangenschaft in Nordkorea – und natürlich Halle Berry, die hier die Ursula Andres macht. Knapp vorbeigesegelt an Berrys „Meisterleistung“ in CATWOMAN.

Schon ein starkes Stück, dass sich La-La Land der Musik annimmt, die damals nicht auf viele offene Ohren stiess und einiges an Kritik ab musste. Die Mischung mit den Drumloops, ein manchmal fast zu arg gewollt, hingezimmertes Mischmasch für Orchester und Elektronischem, damit es unbedingt hip und modern klingt. Und das klappt eben nicht immer. Schon beim Eröffnungstrack „On the Beach“ (in der hier vorliegenden „Extended Version“) weiss der Zuhörer was es hier geklingelt hat. Fast wie Amalgam klebt die Rhythmusmaschinerie an den bekannten Blechbläser- und Gitarrenriffs. Klingt mehr als einem lieb ist eigenartig, fremd und nicht immer passend, auch wenn wir hier laut dem Komponisten einen absoluten Hightech-Bond zu sehen bekommen. Das mag durchaus richtig sein, dennoch ist gerade das Gegensätzliche doch so interessant – und schliesslich war MOONRAKER, auf den sich Arnold noch bezieht, überdies kein 70er Synthesizer Vehikel, trotz des Science Fiction Aspektes.
Manchmal kann sich Arnold aus der hypermodernen Umklammerung lösen, dann kommt seine Musik als Hörerlebnis am besten weg. Als Langversion ist DIE ANOTHER DAY aber immer noch sehr anstrengend, das Technosgedöhns volle 2 CDs durchzuhalten, eine harte Aufgabe. Fast wünschte man sich einige Tracks ohne die Drumloops und -zirpereien hören zu können, etwa ein „Laser Fight“ oder ein „Whiteout“ würden diesen Test ohne Weiteres bestehen. An guten Tagen mag man durchaus mal das ein oder andere Anhören und einige der Extratracks sind durchaus interessant. Unter dem Strich aber ist DIE ANOTHER DAY nur was für absolute Arnold Fans und/oder den unnachgiebigen James Bond Sammler.

Leider ist, sicherlich aus lizenrechtlichen Gründen, der Titelsong auf dem Album nicht enthalten, ein Umstand, der auch aktuelle Bondmusiken immer wieder plagt. Nicht, dass Madonnas Lied in die Liste an guten 007-Titelsongs zählen würde, aber dazu gehören zum Album würde er halt schon. Interessant ist die Tatsache, dass David Arnold einen Song für DIE ANOTHER DAY erarbeitet hatte, wie er im Booklet bestätigt, doch als er erfuhr, dass Madonna ihren eigenen Bondsong machen wollte, stellte er sein Ansinnen zurück, verwendete seine Melodie aber da und dort im Score („Peacful Fountains of Desire“). Um den Madonna-Song in die Komposition einzuarbeiten, war es bereits zu spät.

Zu den Liner Notes von Tim Greiving: Er räumt vor allen Dingen der Musik und Arnold viel Platz ein und gibt oft die Sicht des Komponisten wieder. Dennoch wären ein paar kritische Worte zu diesem recht misslungenen Bond und ein wenig mehr Hintergrundinfos zum Film zusätzlich ganz recht gewesen.

Phil, 25.1.2018

DIE ANOTHER DAY

David Arnold

La-La Land Records

Score: 98 Min. / 33 Tracks
Extras: 49 Min. / 15 Tracks

Limitiert auf 5000 Stück

 

 

 

 

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