Coco Avant Chanel (DVD)

Zufälle gibt es: Gerade jetzt wo im „Wohnzimmer-DVD-Player“ Anne Fontaines La fille de Monaco liegt, kam Coco avant Chanel der selben Filmemacherin, den ich mir dann auch gleich angeschaut habe. Biografien sind eine spezielle Filmgattung, die ich sehr gerne mag, es gibt allerdings nur eine Handvoll wirklich gelungener Filmbios und Cocozählt leider nicht dazu.

Erzählt werden die frühen Jahre der späteren Modeikone Coco Chanel, um 1900, die sich, von ihrem Vater in einem Waisenhaus zurück gelassen, zuerst mit Gesangsauftritten durchschlägt und sich dann an den reichen Balsan hängt, der in ihr zunächst eine mysteriöse, weil eigensinnige Geliebte und später eine grosse Liebe sieht. Coco gefällt zwar der Lebenstil Balsans, nicht aber die Gesellschaft, die ihn umgibt, ausserdem weiss sie selber nicht, was sie vom Leben eigentlich will. Mit ihrer eigenen Art sich zu kleiden, fällt Coco nicht immer angenehm auf, doch ihre schlichten Hutdesigns gelangen langsam in die High Society von Paris.

Coco avant Chanel beginnt durchaus interessant, verliert sich aber im Mitteilteil, auf Balsans Anwesen, völlig und wird zur unglücklichen Liebesschmonzette. Natürlich beeinflussen diese Erfahrungen das spätere Leben Chanels, doch als Filmerzählung in Fontaines Art aufgezogen, langweilen sie eher – oder man muss in Stimmung für eine eher seichte Romaze sein. Es liegt an den tollen Schauspielern Audrey Tautou, die ich immer gerne sehe, und Benoît Poelvoorde und deren kokettierendem Spiel, dass der Film einigermassen unterhält.

Im Film wirkt Desplats Komposition unheimlich flach, ohne Tiefe und mit einigem Leerlauf. Ich spürte kaum Bezug zur unglücklichen Liebesgeschichte und keine musikalischen Halt weder für die Zeit noch für den Film. Das Hauptthema ist nett, aber nichts wirklich besonderes. Wieder klimpert es vom Klavier, wieder glöckelt es hier und da und wieder zieht Desplat seinen in letzter Zeit so oft zu hörenden Minimalismus einer gehaltvolleren Komposition vor. Und leider trifft es zu wenn Stephan schreibt: „Hätte man die Coco Chanel-Musik nach dem Benjamin Button-Soundtrack mit auf die CD zum Brad Pitt- Film gepackt, wäre es niemandem aufgefallen, dass es sich nicht um den Button handelt”.
Mir fehlt der Pfiff in Desplats Musik, die Ideen, die Melodien und auch ein Stückchen Originialität.

Fazit: Ein müder Film mit einer recht müden Musik.

Phil, 14.12.2009

COCO AVANT CHANEL

Regie: Anne Fontaine

Darsteller: Audrey Tautou, Benoît Poelvoorde, Alessandro Nivola, Marie Gillain

Musik: Alexandre Desplat

Verleih: Warner

 

 

 

 

 

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