André Previn (1929 – 2019)

André Previn wurde als drittes Kind der Priwins in Berlin geboren. 1938 flüchtete die Familie vor den Nationalsozialisten Hals über Kopf nach Paris und mussten alles zurücklassen. Erst in den USA nahmen sie den Namen Previn von amerikanischen Verwandten an.

In Paris war André Previn für 1 Jahr am Konservatorium, dann reiste die Familie weiter nach Kalifornien. Zu seinen Lehrern dort zählten Mario Castelnuovo-Tedesco, Joseph Achron und Jascha Heifetz. Sich selber bezeichnete Previn immer als Autodidakt was Komposition, Orchestration und sein Tun als Jazzpianist anbelangte. Seine Schule sei Hollywood gewesen (sein Grossonkel war Musical Director bei Universal), wo er ab 1946 bei MGM als Arrangeur und Orchestrator, bald aber als Komponist tätig war. Mit seinen älteren Kollegen Miklós Rózsa, Conrad Salinger und Hugo Friedhofer pflegte er einen häufigen und für ihn wichtigen Austausch. In dieser Zeit entstanden seine ersten Filmmusiken wie THE SUN COMES UP (1949), CHALLENGE TO LASSIE (1949, beide unter der Regie von Richard Thorpe, für den er noch weitere Filme vertonen sollte) oder KIM (1950) mit Errol Flynn und Dean Stockwell. Während dieser Zeit war er immer auch als Jazz- und Studiomusiker tätig und schrieb seine ersten klassischen Werke und Jazzalben. Unter anderem spielte er mit Grössen wie Dizzie Gillespie und Ray Brown. Seine Fähigkeit ab Blatt sofort spielen zu können und sich beim ersten Betrachten einer Partitur sofort die Musik vorstellen zu können, machten Previn berühmt.

Die Filmmusik blieb in dieser Zeit aber eine Konstante im Schaffen des noch jungen Musikers. 1955 arbeitete er für John Sturges an dessen beeindruckendem BAD DAY AT BLACK ROCK, seine Musik war nicht weniger beeindruckend. 1956 folgte THE FASTEST GUN ALIVE mit Glenn Ford, 1957 für Vincente Minelli DESIGNING WOMEN, mit dem er ebenfalls eine längere Zusammenarbeit pflegte (KISMET, Previns Musical GIGI, GOODBYE CHARLIE und natürlich FOUR HORSEMEN OF THE APOCALYPSE). Auch für Billy Wilder vertonte Previn wiederholt: ONE TWO THREE, IRMA, LA DOUCE, THE FORTUNE COOKIE und KISS ME STUPID. Bei George Cukors MY FAIR LADY (1964) erhielt er zwar keinen Titelcredit, gewann aber einen seiner 4 Oscars, alle in den Kategorien «Best Music, Scoring of a Musical Picture» und «Best Music, Scoring of Music, Adaptation or Treatment» (PORGY AND BESS, GIGI, IRMA LA DOUCE). Dazu kamen 7 Nominationen u.a. für Richard Brooks ELMER GANTRY (1960), für Songs wie «Two for the Seasaw» zum gleichnamigen Film, den er mit seiner damaligen Frau Dory Langdon schrieb, und weitere Adaptionen und Bearbeitungen (JESUS CHRIST SUPERSTAR, THOROUGHLY MODERN MILLIE, KISS ME KATE THREE, LITTLE WORDS).

In den 70ern und 80ern wurde es stiller um André Previn in Sachen Filmmusik. Am bekanntesten ist hier seine Adaption klassischer Werke für Norman Jewisons Zukunftsvision ROLLERBALL mit James Caan. Übrigens war auch Previn nicht davor gefeit eine seiner Filmmusiken abgelehnt zu sehen: SEE NO EVIL (1971, mit Mia Farrow) erhielt schliesslich eine Komposition von Elmer Bernstein.

Ab den späten 60ern wandte sich Previn mehr und mehr der klassischen Musik zu und übernahm Ende der Sechziger das Houston Symphony Orchestra, in den 70er Jahren das Pittsburgh Symphony Orchestra und in den 80er Jahren die Los Angeles Philharmonic. Von 1969 bis 1979 war er als Musikdirektor für das London Symphony Orchestra zuständig, später für das Royal Philharmonic ebenfalls als Musikdirektor und drei Jahre als Chefdirigent. Seine letzte Station als Chefdirigent war das Oslo Filharmoniske Orkester (2002 – 2006). In dieser Zeit entstanden viele klassische Werke und Arbeiten mit Berühmtheiten der ernsten Musik (u.a. mit seiner letzten Ehefrau Ann Sophie Mutter), doch kehrte Previn immer wieder zu seinem heimlichem Steckenpferd, dem Jazz zurück und produzierte in seinem letzten Lebensabschnitt mehrere Jazzalben unter anderem mit Ella Fitzgerald. Previn heimste in seinem langen Musikerleben 10 Grammys in den Genres Jazz, Chordarbietungen, klassische Werke etc. ein. Viele seiner Aufführungen von Rachmaninow, Vaughn Williams und Tschaikowski werden als hervorragende Darbietungen klassischer Musik geschätzt.

André Previn wurde 89 Jahre alt, er verstarb am 28. März in New York.

Phil, 1.3.2019