The Wind that Shakes the Barley

Die Zusammenarbeit zwischen George Fenton und Regisseur Ken Loach geht zurück bis ins Jahr 1994 (Ladybird, Ladybird) und umfasst inzwischen 14 Projekte, darunter etwa Carla’s Song, Looking for Eric und My Name is Joe. Vom sozialkritischen Filmemacher stammt auch der 2006 in Cannes mit der goldenen Palme ausgezeichnete The Wind that Shakes the Barley über den Irland Konflikt des frühen 20. Jahrhunderts und der Geschichte zweier Brüder, die durch die Anti-Britische Rebellion zu erbitterten Feinden werden. Der Film ist ein packendes und ergreifendes Drama, einer der besten in einem von besonderen Werken strotzenden Oeuvre des britischen Filmemachers.

Die CD beginnt mit düsteren Tönen, insbesondere „Michael’s Death Part I“ bis „III“ wenig gutes an. Fentons Musik in diesen Tracks ist dunkel, manchmal schemenhaft, manchmal einfach hoffnungslos. „In Training Part I“ ist von der Flöte gespielt der Hauch eines Motivs zu erahnen, aber auch hier bleibt Fenton in eher düsteren Gefilden, während „Steady Boy’s Fag Box“ und „Attack on the Barracks-Part I“ Fentons Hauptmotive, wiederum recht schemenhaft, erklingen lassen.
Spannungsmässig verwendet Fenton mehrheitlich lange aushaltende Klänge von Flöten und Streichern (Celli, Bratschen, Bässe). Erst in „Dawn Raid“, geht Fenton für einmal, wenn auch nur kurz, von seinem vorher beschrittenen Weg ab. Das Orchester wird grösser, die Klänge greifbarer.
Mysteriös wird es mit dem Tracklisting, denn einige Tracks entsprechen längenmässig nicht den angegebenen Titeln (ich habe dies erst ab dem Track 13 bemerkt). Scheinbar hat sich irgendwo ein Trackdreher eingeschlichen. Stück 17 jedenfalls dürfte 16 „Chris Arrested“ sein, in dem Fenton zum ersten Mal etwas Wärme und Emotionen in seine Muisk bringt. 18 ist 17, „Chris Executed“ mit einem delikaten, unaufdringlichen Hornsolo für Chris› Tod. 19 = 18 „Damien & Sinead in the Wood“, bedrückend, zweifelnd, fragend. 20 = 19 „Ambushed“: Fentons Hauptmotiv ist hier ab ca. 3:45 deutlich von den Hörnern und Flöten zu hören, während Snares und Streicher die Unterlage bilden. Selbst die Musik für die Liebesbeziehung, „Sinead und Damien Kiss“ (21 = 20), ist umgeben von Unsicherheit und Zweifeln.

Gegen Ende der CD nimmt die Musik an Dramatik zu, ebenso wie sich die Ereignisse im Film zuspitzen. Fenton findet mehr Zeit um kleinere Motive einzubauen, hält aber am zuvor aufgebauten Stil von kleinen Nadelstichen (23=22 „Attack on Free Staters“) und mysteriösen, oft hoffnungslos erscheinenden Untertönen fest. Wenn man die Streicher in „The Wind that Shakes the Barley“ (28) hört, spürt man den Schmerz, die Zerrisenheit, die die Protagonisten umgibt. In „Closing Titles“ übernimmt Fenton zuerst das im Film gesungene irische Traditional um dann sein Hauptthema kräftiger als sonst ertönen zu lassen.

Wer hier etwas im Sinne von Fentons populären Blue Planet Scores, Memphis Belle, The Fisher King oder Anna and the King erwartet, dürfte enttäuscht werden. The Wind that Shakes the Barley ist ein stiller, bedrückender Score ohne grosse Themen und umwerfende Orchestrationen – und doch ein bisschen augenfälliger als andere Fenton Musiken zu Loach Filmen. Wer der delikaten, düsteren Seite Fentons nicht abgeneigt ist, dem dürfte Wind that Shakes the Barley aber durchaus zusagen. Und der Fenton Komplettist wird hier sowieso schon zugegriffen haben.

Die Musik wurde zunächst auf Fentons eigenem Label Debonair veröffentlicht, ehe vom Kronos Label eine auf 500 Stück limitierte Edition erschien (die zB. Bei SAE nach wie vor erhältlich ist!), wobei sich diese von der Promo Scheibe nur geringfügig (ca. 2 Minuten mehr Musik) unterscheidet.

Phil, 22.5.2013

 

THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY

George Fenton

Kronos Records 

45:45 Min. / 28 Tracks

 

 

 

 

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