Two for the Seesaw

Kritzerland macht weiter mit besonderen Veröffentlichungen im 1000er Segment. Eine, die bei mir beim ersten Anspielen sofort eingeschlagen hat und die ich mir deshalb unbedingt ordern musste, ist Two for the Seesaw von André Previn. Der Film wurde 1962 von Robert Wise inszeniert, produziert von Walter Mirisch und mit Robert Mitchum und Shirley MacLaine in den Hauptrollen, die ein ungleiches Paar spielen, das sich nach und nach näher kommt, sich verliebt und sich trennt, passend besetzt.

„Song from Two for the Seesaw – Main Titles“ ist, nein, kein Song. Es ist ein wunderbares Stück Musik in trefflich melancholischem Jazz, den Previn in Two for the Seesaw immer wieder aufgreift. Die Solotrompete und das Sax begleiten Robert Mitchums Charakter, seine Einsamkeit und Leere, die ihn nach der Trennung von seiner Frau umgibt – Jerry Goldsmith’ schwermütiger Chinatown lässt grüssen! Dieses Hauptthema ist ein Traum und die Verwendung dessen im Score ebenfalls: In seiner orchestralen Form in „I’m Sick“ oder „Empty Bed“ ebenso wie schwelgerisch leidenschaftlich in „Where Were You All Night“, einem der spannendsten Tracks, der den Hörer von einer Gefühlswelt in die andere versetzt.
Und dann dieser gefühlvolle Jazz in „Salty Sophie“, der mehr Big Band orientierte in „Everybody’s Got a Radio“ sowie die köstlich-süffige Verbindung in „He Saw She Saw“. Ein wahrer Schmaus für die Ohren, die gut gemachten Jazz mit sinfonischen Noten nicht verschmähen. Die „rein orchestralen“ Stücke rücken bei Two for the Seesaw in den Hintergrund und eigentlich gibt es sie in dieser Form nur bedingt. Immer schimmert irgendwo das Hauptthema und Jazzatmosphäre durch, mal versteckter, mal offensichtlicher („I Need You“) – das hat freilich seine dramaturgisch berechtigte Bewandtnis und so schliesst sich der Kreis schliesslich mit dem schönen „The Parting and the End“, mit dem Previn die Gefühle und den Stil des Scores nicht besser hätte zusammenfassen können.

Einziger kleiner Minuspunkt ist vielleicht die Seqeunzierung, zB. wären der Song (Track 9) und das Stück „Two for the Twist“ am Ende der CD durchaus angenehmer aufgehoben gewesen. Aber da „Second Chance“ auf „Song from Two for the Seesaw“ beruht, fügt er sich eigentlich problemlos in die Hörfolge ein – und weiss man, siehe unten, um Bruce Kimmels Liebe zum Originalalbum, ist schnell klar, wieso die Sequenzierung auch so wie sie ist beibehalten wurde, die sich vom 1962er Album allerdings in keiner Weise unterscheidet.

Bruce Kimmel, Inhaber von Kritzerland, kann sich in den Liner Notes übrigens kaum zurückhalten. Er hat sich hier allem Anschein nach einen Bubentraum erfüllt und einen seiner ganz persönlichen Lieblingsscore auf CD bannen können. Euphorie hin oder her, hier haben wir eine ganz feine CD.

Phil, 28.4.2009

TWO FOR THE SEESAW

André Previn

Kritzerland KR 20012-5

44:12 Min.
13 Tracks
Limitiert auf 1000 Stk.