Fernsehdimensionen: The Twilight Zone (1959 – 1964) Teil 1

von Phil Blumenthal

Zone wird Rod Serlings Fernsehserie kurz und knapp bei Fans genannt. Sie schlug 1959 bei den Fernsehzuschauern wie eine Bombe ein und wurde zum Kult, dessen Status bis heute und über die Grenzen der USA anhält. Während fünf Seasons, von 1959 bis und mit 1964, flimmerten die faszinierenden Episoden über die TV-Geräte Amerikas und veränderten das Fernsehen. Sogar Hollywoods Filmgilde, die sonst gerne mit Verachtung auf den neuen und grossen Konkurrenten hinabschaute, wusste die Erzählstrukturen, die für das Medium hochstehenden Dialoge und das oftmals beachtenswerte Handwerk von The Twilight Zone zu schätzen. Noch heute wird an Feiertagen in den USA desöfteren ein sogenannter Twilight Zone Marathon bei verschiedenen Fernsehstationen gezeigt und die Episoden wirken oft immer noch frisch und knackig.

Vielbeachtete Komponisten wie Bernard Herrmann und Franz Waxman komponierten für Rod Serlings Serie. Jerry Goldsmith steuerte, obwohl sich seine Filmkarriere langsam zu drehen begann, zu mehreren Episoden Musik hinzu, ebenso wie Fred Steiner. Auf die Musiken zu The Twilight Zone gehe ich im zweiten Teil des Artikels ausführlicher ein und beginne mit einem kurzen Abriss zur Historie der Serie.

Der Beginn einer Kultserie
Anfang der 50er Jahre waren live übertragene TV-Aufführungen, Sitcoms und Shows an der Tagesordnung. Es sollte noch ein paar Jahre dauern bis diese besondere Form der Fernsehspiele, bei denen Komponisten live ein kleineres Ensemble dirigierten, fast komplett verschwand und sich nur noch auf Spielshows, News etc. beschränkte. Zu dieser Zeit des Umbruchs gehört auch Rod Serling, der sich mit Geschichten, sogenannten Playwrights, zu Playhouse 90 oder Krafts Television Theatre einen Namen machte und bald zu einem der populärsten Autoren des Westküsten-TVs aufstieg. Serlings Geschichten waren vielschichtig, die Dialoge waren erfrischend ausgeprägt und einige zeigten bereits Züge auf, die Twilight Zone so berühmt machen sollten („A Town Has Turned to Dust“, „Time Element“). Mit „Time Element“ weckte er bei CBS das Interesse für eine eigene Fernsehserie und die Produktion einer Pilotfolge wurde in die Wege geleitet. 

Ursprünglich schrieb Serling dafür die Story „The Happy Place“, die den Mächtigen des Networks allerdings zu düster und zu depressiv erschien. Serling brauchte nur wenige Tage um eine neue Geschichte auf die Beine zu stellen: „Where is Everybody?“. Die als 60 Minüter konzipierte, 75’000 Dollar teure Episode überzeugte allerdings die Chefetage bei CBS nicht vollends, wie so oft verstanden die Schlipsträger die Geschichte nicht und wussten nichts damit anzufangen. William Paley, Chef der Exekutivabteilung bei CBS in New York, jedoch war begeistert und setzte sich für The Twilight Zone ein. Nach ein paar kleineren Anpassungen (Einleitungstext, Titelspann und der Entscheid Rod Serling selber als Erzähler einzusetzen, was zu einer der unvergleichlichen Trademarks der Serie werden sollte. Zunächst offscreen, späer onscreen) war die Sache geritzt und CBS schloss den Deal mit Serlings eigener Produktionsfirma Cayuga für 26 30-Minuten-Episoden ab, zu denen Serling 80% der Scripts zu schreiben hatte. The Twilight Zone war geboren.

„Where is Everybody?“ wurde von Robert Stevens, einem routinierten TV-Regisseur mit Credits bei Playhouse 90, Alfred Hitchcock Presents, Climax etc. inszeniert, Joseph LaShelle (Laura, The Apartement) war für die Kamera zuständig und Bernard Herrmann sollte die Logo bzw. Titelmusik und den Score beisteuern. Nach dem Piloten wurden mit Produzent Buck Houghton und Kameramann George T. Clemens zwei Mitglieder für das Produktionsteam der Serie gefunden und Rod Serling versammelte eine Gruppe gestandener, junger Autoren um einerseits bestehende Geschichten zu adaptieren, aber auch viele originale Storys zu verfassen. Charles Beaumont (Have Gun – Will Travel, Afred Hitchcock Presents) schrieb neben Serling am meisten für The Twilight Zone, darunter die angesehenen „The Howling Man“, „Miniature“, Shadow Play“ und „Perchance to Dream“. Aber Beaumont begann ncht nur unter dem Arbeitsdruck zu leiden, Freunde und Kollegen bemerkten Veränderungen beim sonst so eloquenten und redegewandten Autoren, die sie so von ihm nicht kannten. Charles Beaumont konnte 1963 nicht mehr schreiben, er litt unter Alzheimer und verstarb 1967.

Ein anderer schreibender Grundpfeiler war Richard Matheson. Seine ersten für Twilight Zone umgesetzten Geschichten waren die durch Serling adaptierten „Third from the Sun“ und die tolle Episode „And When the Sky was Open“. Unter seinen 14 Originalgeschichten für die Serie befinden sich Klassiker wie „The Invaders“, „Nick of Time“, „Night Call“ und natürlich „Nightmare at 20’000 Feet“, die wie „Kick the Can“ für die Kinoverfilmng der 80er Jahre neu aufgewärmt wurde.
Auch Ray Bradbury sollte seinen Teil zu The Twilight Zone beitragen, doch schon die Eingriffe an seiner Story „I Sing the Body Electric“ aber vor allem die Ablehnung vieler seiner anderen Geschichten, die Umsetzung zu aufwendig gewesen wären und das enge Budget nicht hätten halten können, liessen Bradbury das Projekt mit Misstönen verlassen. Lange noch und immer wieder sollte Bradbury Rod Serling des Plagiats bezichtigen, ihre Freundschaft ging in die Brüche.
George Clayton Johnson, der die erste ausgestrahlte Episode von Star Trek schrieb und Drehbücher zu Ocean’s Eleven (dem Original) oder Logan’s Run verfasste, war ein weiterer wichtiger Bestandteil im Autorenteam. Johnson schrieb unter anderem die Storys „Kick the Can“, „A Game of Pool“ und „The Four of Us are Dying“. Neben Earl Hamner Jr (The Waltons), der acht Episoden schrieb, trugen ausserdem verschiedene Autoren einzelne Geschichten bei. 


Alles hat ein Ende
Nach vier Seasons kamen erste Probleme auf. Es konnte einerseits wie auch schon in Season drei, obwohl die Ratings immer noch gut waren, kein fester Sponsor für The Twilight Zone gefunden werden, andererseits wechselte Produzent Buck Houghton zu anderen Tätigkeiten innerhalb der CBS. Herbert Hirschman (Perry Mason, Dr. Kildare) übenahm kurz diesen Part, doch auch die Produzentenstelle sollte alsbald immer wieder neu besetzt werden. Schliesslich entschied man sich, nachdem man die Produktion verschoben hatte und die Ausstrahlung erst im Januar 1963 erfolgte, für Season 4 nur noch 18 Episoden zu produzieren und diese auf 60 Minuten auszudehnen (wobei die reine Laufzeit 45 Minuten betrug, gegenüber rund 24 Minuten der ersten 3 Ausstrahlungsperioden). Dies tat der Serie nicht unbedingt gut. Auch wenn noch immer tolle Episoden herauskamen, so war es doch eine der Besonderheiten, dass die in sich abgeschlossenen Geschichten ein gutes Verhältnis aus Tempo und Spannungsaufbau aufweisten. Dies litt bei den fast doppelt so langen Episoden ab Season 4 merklich und langsam aber sicher ging die Magie von The Twilight Zone, die man ausser auch dieser einschneidenden Veränderung in Twilight Zone umbenannte, aus welchem „strategischen“ Grund auch immer, verloren. Für Season 5 kehrte man wieder zum 30 Minuten Format zurück, aber es war zu spät. Serling war ausgebrannt, er selber sagte später, er habe gute nicht mehr von schlechten Geschichten unterscheiden können. Die Ausstrahlungszeit ausserhalb der Hauptsaison war das letzte Steinchen im Mosaik, das eine der besten Fernsehserien schlussendlich zu Ende brachte. 

So ist es nicht verwunderlich, dass die besten Episoden mit wenigen Ausnahmen aus den ersten drei Seasons stammen. Ich zähle hier nur einige wenige auf. Meine beiden Lieblingsepisoden: „Midnight Sun“, in der die Erde unter der zunehmenden, zerstörerischen Sonnenbestrahlung leidet und sich zwei Frauen in einer beinahe verlassen Stadt mit ihrem Schicksal abzufinden versuchen. „The After Hours“ in der eine junge Frau sich in einer Etage eines Kaufhauses wiederfindet, von der sonst niemand etwas zu wissen scheint. In „Long Distance Call“ erhält ein Junge auf sein Spielzugtelefon Anrufe seiner verstorbenen Grossmutter, die ihn über alles geliebt hat. „Time Enough at Last“ zeigt einen sonderlichen Bücherwurm, der durch Zufall den Atomkrieg in einem Banksafe überlebt, in den er sich jeweils während seiner Arbeitszeit zurückzieht um zu lesen. In einem totalitären Staat in „Eye of the Beholder“ unterzieht sich eine Patientin einer letzten möglichen Operation um nicht mehr durch ihr absonderliches Aussehen ins Abseits gestellt zu werden. In „It’s a Good Life“ spielt ein Junge mit seinen paranormalen Fähigkeiten und terrorisiert seine Umweld und in „Nightmare at 20’000 Feet“ sieht ein Fluggast, und nur er, einen Gremlin sein Unwesen auf den Flügeln eines Passagierjets treiben. Alleine hieraus kann man ersehen, dass einige Episoden für spätere Filme Pate standen.

Natürlich gab es auch zahlreiche schwache Folgen, mehrheitlich waren dies diejenigen, in denen auf Comedyelemente gesetzt wurde, wie zB. „Once Upon a Time“, „Showdown with Rance McGrew“ oder „Cavender is Coming“, einige mittelmässige, manchmal allzu moralische und gegen Ende der Serie so einige langatmige Episoden.


Das Geheimnis des Erfolgs
Der Erfolg von The Twilight Zone ist zweifellos auf das einmalige Format in 30 Minuten eine in sich abgeschlossene (dazu zählen natürlich auch die Episoden mit offenem Ende, wovon es einige gab) Geschichte mit einem meist einmaligen Twist zu erzählen. Mit Charakteren, die sich in einer besonderen, oft fantastischen und manchmal auch gruseligen Situation wiederfinden. Die Protagonisten wechselten mit jeder Episode, es gab also keine wiederkehrenden Charaktere mit denen sich die Zuschauer identifizieren konnten. Das war im Falle von The Twilight Zone allerdings auch nicht nötig, es war die Geschichte, die zählte. Darsteller, die mehrfach für die Serie tätig waren gab es jedoch einige, allen voran Burgess Meredith (der gleich in mehreren der Top Episoden mittat: „Time Enough at Last“, „The Obsolete Men“), John Dehner oder Jack Warden. Aber auch Stars aus früheren Zeiten wie Buster Keaton („Once Upon a Time“), Charakterdarsteller wie John Williams – nicht der Komponist! – („The Bard“), bekannte Gesichter wie Vera Miles, Agnes Moorehead, Lee Marvin sowie Jack Klugman und viele Gesichter, die bald zu Stars von Leinwand und TV werden sollten: William Shatner (mit „Nightmare at 20’000 Feet“ und „Nick of Time“ gleich zweimal), Robert Duvall („Miniatures“), Robert Redford („Nothing in the Dark“), Dennis Hopper („He’s Alive“) oder Charles Bronson („Two“).

Rod Serling verbrachte seine weiteren Lebensjahre mit verschiedenen Auftritten als Hoster von Serien wie Night Gallery, verfasste Stories zu Filmen wie Planet of the Apes und machte gutes Geld als Stimme bei Werbespots. Nachdem The Twilight Zone bei CBS nicht weitergeführt wurde, verkaufte Serling seine 40% Anteile daran, was sich nur ein Jahr später als grosser Fehler erweisen sollte, als CBS die Serie weiterverkaufen und damit auf Jahre hinaus viel Geld machen konnte.

Versuche The Twilight Zone als neues Ereignis wiederzubeleben liefen allerdings schief. Keiner der Nachfolger konnte auch nur in die Nähe der Mystik und der Frische des Originals heranreichen. Auch der Versuch die Serie als Kinofilm wiederzubeleben schlug 1985 fehl. Die Ereignisse um den Film und den Tod des Schauspielers Vic Morrow in der von John Landis inszenierten Episode „Time Out“ (nur diese und die Rahmenhandlung waren neu, die drei weiteren Episoden basierten auf den Originalteilen „Kick the Can“, „It’s a Good Life“ und „Nightmare at 20’000 Feet“) sorgten für weit mehr Schlagzeilen als die von bekannten Namen wie Steven Spielberg, George Miller und Joe Dante umgesetzten Episoden. 
(Ende Teil 1)

28.3.2009