Truth

Mit Truth (2015) liefert Regisseur James Vanderbilt einen Polit- und Medienthriller mit gestandenen Stars wie Cate Blanchett, Robert Redford, Dennis Quaid und Bruce Greenwood. Eine CBS-Fernsehproduzentin wittert einen Skandal, mit der sie George W. Bush mitten im Kampf ums Präsidialamt 2004 mächtig Schlagseite zuzufügen verhofft und damit dessen Herausforderer John Kerry Auftrieb verschaffen möchte. Doch der aufgedeckte Skandal scheint letztlich auf faulen Informationen zu fussen und so gerät die CBS und deren Journalisten plötzlich selbst in die Schusslinie, angeschwärzt von einem konkurrierenden Medienhaus. Die Filmmusik hierzu stammt von Brian Tyler und diese überrascht in doppelter Hinsicht: zum einen ist sie unterhaltsamer und extrovertierter, als man es für einen dialoglastigen Film dieser Art erwartet hat, und zum anderen kann sich Tyler (endlich) mal wieder ausserhalb des Superhelden-Actionkracher-Genres „zu Wort“ melden. Das Ergebnis gefällt, auch wenn es zwar nicht die Ausgeburt der Originalität geworden ist, doch diesen Tyler wieder mal zu hören, ist erfrischend.

2012 und 2013 hatte Brian Tyler eine besonders spannende Schaffensperiode, meiner Meinung nach. Mit Filmmusiken zu John Dies at the End, Columbus Circle, Brake und The Expendables 2 sowie Video-Game-Scores zu Gods of War und Far Cry 3 spannte er den Bogen von donnernder Action mit viel Elektronik hin zu skurrilen, introvertierten, klaustrophobischen und intimen Klängen. Dabei waren nicht alle diese Arbeiten bestechend unterhaltsam, doch sie waren abwechslungsreich. 2013 folgt dann noch der schöne und berührende Score zum Drama Standing Up und danach donnerte es fast pausenlos: Iron Man 3 (2013), Thor: The Dark World (2013), Into the Storm (2014), Teenage Mutant Ninja Turtles (2014), Expendables 3 (2014), Furious Seven (2015) und Avengers: Age of Ultron (co-komponiert mit Danny Elfman; 2015) – um nur einige Arbeiten fürs Kino zu nennen. Dieses Superhelden- und Action-Genre beherrscht er zweifellos und es entstanden viele knackige Tracks und einige eingängige Themen, doch war auch fast jede Arbeit über die gesamte Länge betrachtet erschöpfend und abgesehen von den Highlights repetitiv.

Mit Truth nun stimmt Tyler endlich mal wieder etwas andere Saiten an. Geschäftige Streicherfiguren, leicht pulsierende Elektronik und treibende Rhythmen kreieren ein passendes Investigativ- und Verschwörungsklima (dabei wird man immer mal wieder an Bourne-Momente von John Powell und James Newton Howard erinnert). Das scheint für einen Film wie Truth bestens zu passen, ist jedoch auch bereits oftmals „erprobt“ worden. Brian Tyler präsentiert aber auch noch einige Ideen abseits dieser Suspense-Musik. Im Stück Truth Main Title erklingt eine mitreissende Fanfare (fast schon eine Nachrichtenmagazin-Titelmelodie an sich): erhaben und treibend. Diese Melodie entpuppt sich zwar nicht zum Leitgedanken des Albums, doch ist sie melancholisch in Humble Beginnings und breit gefächert bis „geläutert“ während des mitreissenden Finales (Public Apology und End of an Era) wieder zu hören. Schön ist auch das Stück Transcendence mit mysteriös-geisterhaft-transzendentem Gesang von Tori Letzler. I Am What I Am wartet mit schönen Americana-Klängen auf, OETR schnürt mit Streichern und Klavier einen packenden, dramatischen Knoten und mit Needle in a Haystack spielt Tyler auf Stilismen von Alexandre Desplat an. Damit bietet das Album kurzweilige Unterhaltung während knapp einer Stunde, wobei „rein funktionale Durchhänger“ mit ominösen Synthis und plätscherndem Klavier zwar auch vorhanden sind, doch überwiegen die dramatischen und melodiösen Momente angenehm.

Fazit: Mit Truth ist Brian Tyler ein schöne Filmmusik, toll auf CD dargeboten gelungen. Statt donnernder, epischer und pausenloser Action, wie sie während den letzten zwei Jahren leider etwas überpräsent war, wartet er mit feineren Klangkonstrukten und vielen melodiösen Ideen auf. Er bricht damit keine Genre-Konventionen oder beschreitet keine gänzlich neuen Pfade, doch ist es erfrischend, Tyler mal wieder auf diese Art zu hören. Zudem vermag das Main Title lange nachzuhallen.

Basil, 20.3.2016

 

TRUTH

Brian Tyler

Varese Sarabande

56:34 Min. / 21 Tracks

 

 

 

 

 

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