Thriller 2

Letztes Jahr hat uns James Fitzpatricks Tadlow Music mit der Neueinspielung einiger von Jerry Goldsmith vertonter Folgen der US TV-Serie THRILLER bedient, ein mehr denn willkommenes Ereignis, war das Resultat und der Zuspruch der Hörerschaft doch recht enthusiastisch (zur kurzen Rezension des ersten Albums). Ansonsten wäre es wohl kaum zu dieser Nachfolge-CD, THRILLER 2, gekommen, die sechs weitere Episoden mit Musik von Goldsmith präsentiert. Vier Episoden sind also noch ausstehend und wer weiss, vielleicht wird Tadlow uns diese in naher Zukunft ebenfalls aufbereiten. Die Sammlung wäre dann hinsichtlich jerry Goldsmith komplett. Und vielleicht finden sich zwei, drei „Auffüller“ eines anderen Komponisten (Morton Stevens alleine komponierte 24 Episoden), die an dieser Serie arbeiteten.

Nach wie vor habe ich die von Boris Karloff präsentierte Mysteryserie à la THE TWILIGHT ZONE nur ausschnittweise gesehen, es herrscht also Nachholbedarf. Bisher gibt es sie scheinbar aber nur als NTSC Region 1 Version DVD. Vielleicht lohnt hier mal ein Blick auf youtube?

Zur Musik dieser feinen Scheibe: Die Tracks sind pro Episode jeweils aufgeteilt in „Prologue/Roll Call“ und „Suite“, einzig „Terror in Teakwood“ bildet eine Ausnahme. Doch dazu später.

Die CD beginnt mit „God Grante That She Lye Stille“ (Season 2, Episode 5), in der eine Hexe anno 1661 verbrannt wird und ihre Angehörigen mit einem Fluch belegt, der diese durch die kommenden 300 Jahre begleiten soll – eben bis 1961, in der die Episode spielt. Nein, man irrt nicht, wenn man hier, geschrieben für Holzbläser, kleines Streichensemble (ohne Violinen), Hörner und Perkussion, 6/8 Takt PAPILLON-Klänge raushört, ausserdem die gespenstische Stimmung durch legato Streicher und die Holzbläserfiguren. Eine durchaus schaurig schöne, mit fast 14 Minuten recht lange Suite und ein feiner Einstieg in diese Neueinspielung.

Der Komponist, schon früh mit einem Faible für hispanische Klänge kolorierend, lässt dies in „The Bride Who Died Twice“ (Season 2, #25) deutlich in den Vordergrund treten, RIO CONCHOS und ähnliche Musiken vornehmlich dem Westernstil Goldsmiths (Gitarren, Kastagnetten, Posaunen und Flöten) zugeordnet, lässt er hier „vorausklingen“. Diese Episode, passenderweise in einem lateinamerikanischen Land spielend, wurde von Ida Lupino inszeniert, eine der ganz wenigen Frauen, die zu jener Zeit auf dem Regiestuhl Platz nehmen durfte.

In Herschel Daughertys Folge, der bei THRILLER stolze 16x hinter der Kamera sass, versuchen zwei Brüder einen Mord zu vertuschen. „Late Date“ ist in erster Linie Spannungsmusik, originell und durchaus knisternd. Die Szenerie dieser 27. Episode aus Season 1 beherrschen Querflöte, Harfe (stellenweise mit Marimba gedoppelt), Klavier, weitere Holzbläser, Röhrenglocken sowie ein erstaunlich prominent eingesetzter Shaker (und viele weitere Schlaginstrumente, dazu können auch die dumpfen Klänge des präparierten Pianos gezählt werden).

In „The Weird Tailor“ (Season 2, #4 – ein verzweifelter Vater versucht mit Hilfe eines Zauberbuchs und eines speziell gefertigten Anzugs seinen verstorbenen Sohn ins Leben zurück zu holen) bestimmen die tieferen Streicherregister (Celli und Bässe) die zu Beginn als Grundboden für ein eingestreutes 3-Noten Motiv (u.a. von Holzbläsern und dem Vibraphon gespielt) dienen, dazu gesellt sich die Hornsektion. Gelungen und erwähnenswert sind auch das kurze Segment für Harfe und pizzicato inmitten der Suite (laut Booklet heisst dieses Stück „Leave Me Alone“) und das darauf folgende, in dem die Hörner kurzzeitig die Marschroute angeben. Die dramatischen Momente ab Minute Fünf sind bemerkenswert und hinterlassen Ausrufezeichen, was mit kleiner Besetzung herauszuholen ist.

Tja, und was bekommen wir in „Masquerade“ (Season 2, #6) zu hören? In der Tat schimmert da zu Beginn ein Hauch ALIEN durch. Holzbläser (Bassflöte, Fagotte, Bassklarinette, Klarinetten, Piccolo, Oboe, Englischhorn…), Xylophone und Harfe bestimmen diese Folge, in der ein Paar auf Hochzeitsreise (mit Elizabeth Montgomery, die der TV-Gucker vielleicht aus BEWITCHED/VERLIEBT IN EINE HEXE kennt) in ein altes, düsteres Hotel fliehen muss. Die Musik dazu braucht ein wenig länger um in die Gänge zu kommen, ist es zuvor eher „das Spiel“ der verschiedenen Holzblasinstrumente, das seinen Reiz hat.

Nur wenig anders wird es immerhin der Gegensätzlichkeit wegen in „Terror in Teakwood“ (Season 1, #33), einer Folge in der zwei Klavierstücke (komponiert von Caesar Giovannini) mit der spannend-gruseligen Stimmung von Goldsmiths avantgardistischem Score kontrastiert. Während Leigh Phillips Giovanninis Stücke zum Ende der CD für Solovioline und Klavier adaptierte, sind es kratzende Effekte des Gongs, in Mark und Bein fahrende Einsätze von Trompeten und Posaunen (sehr TWILIGHT ZONE-THE MOVIE mässig) und perkussive Elemente, die in dieser Episode über einen Pianisten, der sich nicht damit abfinden kann, „zweite Geige“ zu spielen, für Suspense sorgen.

Die Auswahl in THRILLER 2 ist einen Zacken mehr im Spannungsbereich angelegt und wer weiss, das ist aber ganz bestimmt von subjektiver Natur, für den Einen befriedigender als für den Anderen. Gemein haben alle Episoden die Lust am Experimentieren (Goldsmith hatte stets vollkommen freie Hand), viel Schwergewicht auf den Holzbläsern und ein 4-Noten Motiv, das sich durch die Aufnahmen zieht.
James Fitzpatrick und Leigh Phillips darf man zu diesem Projekt in der Tat ein Kränzchen winden. Mutig die Musik für eine TV-Serie aus den 60ern neu einzuspielen, selbst wenn ein grosser Name wie der des Jerry Goldsmith dahinter steht. Vielleicht mögen Puristen die teilweise erweiterte Besetzung und die zuvor erwähnte Neuadaption des Giovannini Stücks bemängeln, nicht von der Hand zu weisen allerdings sind die unbestrittene Qualität der Einspielung unter Nic Raine und das Hörerlebnis, das THRILLER 2 bietet.

Phil, 13.5.2018

THRILLER 2

Jerry Goldsmith

Tadlow Music

71 Min. / 13 Tracks