Papillon

Jerry Goldsmith

Quartet Records QR286

71:31 Min.
27 Tracks

Mit PAPILLON wurde nicht nur eine der fruchtbarsten Zusammenarbeiten zwischen Komponist und Regisseur, die einst im TV begann und in PLANET OF THE APES, PATTON, ISLANDS IN THE STREAM und BOYS FROM BRAZIL mündete, fortgesetzt, Jerry Goldsmith hat auch einige seiner ihm selber am meisten ans Herz gewachsenen Musiken für die Filme von Franklin J. Schaffner geschrieben. Das lag mitunter daran, dass Schaffner Goldsmith immer so gut wie freie Hand liess. BeiM PAPILLON erwähnte der Regisseur jedoch den Wunsch nach einem französisch klingenden Thema und ahnte nicht, was er damit bei Goldsmith auslöste. Der Komponist rang mit sich und der Vorgabe. Er tat was er immer tat, er komponierte einfach weiter und wusste, irgendwann, irgendwie und „meist passiert es, wenn ich mit den Fingern abrutsche und eine falsche Note erwischte“ wird es geschehen. Was inzwischen als das Papillon-Thema bekannt ist (und vielleicht zum französischsten aller Filmmusikthemen eines Nichtfranzosen wurde), war also eine richtige Zangengeburt. Nicht unähnlich der Pre-production des Films, beruhend auf dem biografischen Roman von Henri Charrière, der in den 60er Jahren die Hitlisten erklomm. 1970 erkaufte sich Robert Dorfmann die Rechte am Buch, Charrière sah sich vor seinen Augen von Jean-Paul Belmondo dargestellt. Doch bald schon wurde klar, dieses Projekt würde für einen französischen Film zu gross werden würde und so schloss sich Dorfmann schliesslich mit Schaffner zusammen. Es dauerte drei Jahre bis das Projekt, unterstützt durch Columbia und 20th Century Fox schliesslich gestemmt werden konnte. Sicherlich nicht zuletzt des Aufsehen erregenden Duos Steve McQueen und Dustin Hoffman wegen.

Doch das war nicht die letzte Hürde, die zu nehmen war. Der Dreh auf Jamaica, das für Französisch-Guyana einstehen sollte, erwies sich als pickelhart. Ausserdem versprach Dorfmann einst Michel Legrand eine Zusammenarbeit an PAPILLON. Die beiden trafen sich mehrere Male in L.A. um die Musik zu besprechen, doch als klar wurde, Schaffner würde die Regie mit Goldsmith an Bord übernehmen, musste Dorfmann nach LE CERCLE ROUGE, zu dem Legrand die Musikaufnahmen aus dem eigenen Sack zahlte und sich dann durch Eric Demarsan ersetzt sah, ein weiteres Mal vertrösten.

PAPILLON wurde, gefilmt im 2.35:1 Panavsion Format, zu einem cineastischen Ereignis für Aug› und Ohr. So umstritten Charrières Geschichte, es soll nicht alles ganz so passiert sein, wie der tatsächlich zum Straflager in die französische Kolonie verurteilte Franzose es schrieb, so unumstritten ist die Qualität von Schaffners grandiosem Werk. Und wie zuvor bei PLANETS und PATTON schuf Jerry Goldsmith eine Musik, die die Seele des Films und ihrer Protagonisten genaustens traf. Spätestens mit der 8 Minuten Sequenz, nachdem Papillon die Flucht gelang und er sich in eine Einheimische verlieben sollte, welche ganz ohne Dialog auskommt und die von Goldsmith durchgehend untermalt wurde, zeugt von der Stärke des Scores. Hierfür, auf der Quartet CD abseits vom Film zum ersten Mal als Filmversion zu hören, verwendete Goldsmith keines der Motive, die er im Film zuvor verwendete. Papillon findet sich in einer „neuen“ Welt und wähnst für eine kurze Zeit in Frieden ehe er eines Tages aufwacht, nur um zu sehen, dass der Stamm weitergezogen ist. Alles was ihm bleibt sind die Erinnerungen und eine Säckchen mit Perlen.

Die bisherigen LPs und CDs zu PAPILLON präsentierten dieses Stück, „A Gift from the Sea“, in einer etwas weniger als 7 Minuten dauernden Albumversion, die auch mit einem anderen, deutlich emotionaleren Ende ausgestattet wurde. Eine weitere Neuheit ist das letzte Drittel von „Catching Butterflies“, das im Film keine Verwendung fand. In „The Garden“ lässt Goldsmith sein Hauptthema erklingen, das im Film keine Verwendung fand und hier seine Premiere feiert. Die Quartet CD ist eine Mischung aus Album-, Film und Neuversion. Vielleicht nicht unbedingt die glücklichste Art und Weise den Score zu präsentieren, aber dennoch ohne Zweifel eine schöne Ergänzung zu den bekannten Veröffentlichungen, die ich jedoch nicht missen möchte. Wer sich solchen Leckerbissen wie „Freedom“ und „Reunion“ hingeben mag und sich gerne in filmmusikalischem 3/4 Takt wähnt, wird hier mit einem famosen Score versorgt. Source Music, zwei sich allerdings nur wenig unterscheidende Alternates und der Song „Free as the Wind“ ergänzen diese Disc.

Nicht weiter verwunderlich, dass die 1000 CDs, die Quartet produzierte, im Nu› ausverkauft waren . Jerry Goldsmith erfreut sich natürlich nach wie vor einer enormen Beliebtheit und PAPILLON zählt bei vielen Fans mit zu dessen beliebtesten Arbeiten.

Phil, 20.7.2017

 

 

 

 

 

 

 

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