Maria, ihm schmeckt’s nicht

Maria, ihm schmeckts nicht ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Jan Weiler, mit Christian Ulmen prominent in Szene gesetzt. Ulmen heiratet hier eine Frau süditalienischer Abstammung, ohne die Rechnung mit ihrem temperamentvollen Vater gemacht zu haben.

Die beiden noch recht jungen Filmmusiken des Schweizer Komponisten Niki Reiser, Liebesleben und Im Winter ein Jahr, für die ich das Vergnügen hatte, Rezensionen zu schreiben, waren für den vielseitigen Tonschöpfer große Erfolge. Den Bayerischen Filmpreis gab es für seine intime Musik zu Liebesleben und den Deutschen Filmpreis gewann er für Caroline Links Im Winter ein Jahr. Bleibt Niki Reiser mit seiner neuen Filmmusik auf der Erfolgsspur, auf dem gleichen hohen Niveau oder ist Maria, ihm schmeckts nicht eher eine Enttäuschung? Das noch junge Label Königskinder hat in der Vergangenheit ein glückliches Händchen bewiesen und bereits mit Effi Briest, Anonyma, oder Im Winter ein Jahr die wohl besten Filmmusiken zu deutschen Produktionen 2008 auf CD zugänglich gemacht. Nun bemühte es sich um Reisers aktuellen Score.

Niki Reiser ist ein großer Fan des italienischen Komponisten Nino Rota (The Godfather) und wie Reiser im Booklet erklärt, habe er mit Schrecken feststellen müssen, dass der Film bereits mit Tracks von Rota unterlegt worden war- eine Herausforderung für Reiser, den Temp Tracks so gerecht wie möglich zu werden ohne sein Vorbild zu kopieren. Das ist ihm erstaunlich gut gelungen. Zwar schimmert in manchen Tracks ein Hauch Nino Rota durch, aber der ganz eigene Personalstil Reisers ist stets präsent und klingt so frisch und unverbraucht, elegant, temporeich und humorvoll wie gewohnt.

Kritikpunkt mag sein, dass Reisers musikalische Reise nach Italien arg klischeehaft geraten ist: Italienisches Flair wird natürlich vorrangig durch flotte Akkordeon- Soli und/ oder Mandoline erzeugt, größtenteils schrieb Reiser für die erwähnten Instrumente plus Pfeifer, Gitarren und Orchester eingängige, melodische und schwungvolle Tänze, während im Track Das Carducci Duell eine spritzige Morricone-Persiflage geboten wird.

Leise, ruhige Momente gibt es in dieser Musik demnach wenig, doch auch die sind, wie z.B. Antonios Abschied, keinesfalls einfallslos geraten, denn im Gegensatz zu vielen Kollegen begnügte sich Reiser hier nicht mit simplen, langen Streicherakkorden, sondern mit reizvollen, melodischen Instrumentensoli und warmen Klangfarben.

Die fünf Songs, zumeist italienisch, fügen sich gut in das Gesamtbild ein und runden die Musik noch gelungen ab, anstatt den Hörfluss zu stören.

Maria, ihm schmeckts nicht ist ein hervorragender, sehr kurzweiliger Hörspaß, der zu dieser Jahreszeit genau richtig kommt. Auch bei verregneten Tagen ist diese Musik zu empfehlen, wenn man mit ihrer Hilfe die Sonne ins Wohnzimmer bringen möchte.

Reiser komponierte, orchestrierte und produzierte hier nicht nur, sondern spielte zudem noch Flöte, E-Piano, Gitarre, pfiff und sang, um seine Filmmusik zum Leben zu erwecken.

Ihm ist eine vorzügliche, sehr vergnügliche Musik gelungen mit herrlichen Melodien, flotten, temporeichen Tänzen, pfiffig orchestriert und besetzt, ebenso augenzwinkernd vorgetragen. Ja, die Musiker schienen Spaß gehabt zu haben, und der sei hier auch dem Hörer garantiert. Aus Deutschland gab es lange keine derart spritzige, amüsante Filmmusik mehr, die nicht nur das Ziel hat, den Hörer irgendwie zu unterhalten, sondern die auch noch liebevoll bis ins kleinste Detail, auf hohem Niveau arrangiert und daher keinesfalls anspruchslos ist.
Bravo, bravissimo!

Stephan, 30.7.2009

 

MARIA, IHM SCHMECKT'S NICHT

Niki Reiser

Königskinder KK008 

53:14 Min. / 25 Tracks

 

 

 

 

 

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