Legends of the Fall

James Horner


Epic Soundtrax 5099747851124


75:20 Min.
13 Tracks

So viel Leid – es reicht für drei Filme: Die Familiengeschichte der Ludlows. Episch, brutal, selbstzerstörerisch, glorreich. James Horner bleibt einfach im Ohr – man denke an die fulminante 10-Min.-Dröhnung „The Ambush“ (CLEAR AND PRESENT DANGER), den 80er-Synthe-Roots-Style (GORKI PARK) oder nur an sein wärmendes WILLOW-Opening. Musikalisch auch ganz schwer zu toppen: BRAVEHEART, FIELD OF DREAMS und dieser Film mit dem großen Boot, was einst sank, 1912.

THELMA & LOUISE – für Brad Pitts Karriere ungeheuer wichtig, LEGENDS OF THE FALL – Pitts bester Film (kurz nach Redfords A RIVER RUNS THROUGH IT und Neil Jordans INTERVIEW WITH THE VAMPIRE). Keine Eintagsfliege. Diese ganzen Bravo-Poster mit langer Mähne und schmachtendem Blick – sie waren für Mädchenzimmer unverzichtbar. Dennoch: „Wichtig ist auf der Leinwand!“ Pitt zeigte sich schauspielerisch schon Mitte der 1990er-Jahre extrem weit. Neben seinen LEGENDS OF THE FALL-Filmbrüdern Adian Quinn (AVALON) und Henry Thomas (E.T.’s bester Freund hier unten) komplettierte Pitt den Tristan-Part mit seiner Bremsen-los-Präsenz. Anthony Hopkins (Filmvater Col. Ludlow) steht für die Cast-Krönung. Da muss ein junger Bursche erst mal hingelangen. Wenn Hopkins seinen greisen Colonel röchelnd fluchen lässt: „Scheiß-Regierung!“ und dabei den Mittelfinger zeigt, ist man im richtigen Film.

James Horner feiert in LEGENDS OF THE FALL (Score Of The Year `94, Swiss Film Music Society) seinen Sound durch. Legitim, wenn die musikalische Handschrift in Filmen völlig anderer Genres auftaucht, letztlich sich dort im Dienst der Story anpasst.

Track 2, „The Ludlows“: Einfach weiter genießen.

Track 3, „Off To War“: Vater Ludlow, der Colonel, lässt nur widerwillig seine drei Söhne in den verdammten Krieg ziehen und verabschiedet sie auf heimischer Farm – welch Hammer-Szene. Tristan (Pitt), Alfred (Adian Quinn), Samuel (Henry Thomas): Der erste wild, der mittlere höflich, der jüngste töricht. Drei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und eine Frau: Susannah Fincannon (Julia Ormond) – nach ihrem Eintreffen bei den Ludlows, war nichts mehr wie zuvor. „Pass auf Samuel auf!“ zischt der Colonel seinem Ältesten ins Ohr, eine letzte Umarmung, Tristan wird schwer an dieser Bürde tragen.

Track 4, „To The Boys…“: Die Ludlow-Farm – ein Trinkspruch zuhause, auf die Jungs. Züngelnde Percussion, treibende Pauken, Kriegsgetümmel, Tristan, Alfred und Samuel mittendrin, es geht glimpflich ab. Knapp allemal.

Track 7, „Farewell / Descent Into Madness“: Tristans Weg ist nach Samuels Tod (Tristan hätte seinen kleinen Bruder im Krieg retten müssen, versagte aber), ein anderer – weit weg von Susannah, der Familie, der Ludlow-Farm. Das Chaos packt Tristan auf seiner Flucht durch die ganze Welt. Track-mittig: Wieder die wunderbare „Family-Hymne“. Zum Ende hin: Horners zornige „Pipe-Drum-Percussion“ (im Booklet sind die Featured Musicians gelistet), wirklich hörenswert.

Track 8, „The Changing Seasons, Wild Horses, Tristan’s Return“: Leise und wünschend der Beginn, aufbrausend die Rückkehr – Tristan, der verlorene Sohn, treibt die Herde zurück zur Ludlow-Farm. Man sah ihn hier jahrelang nicht. Gereift, seine Dämonen scheint Tristan nun im Griff zu haben. Das Wiedersehen mit dem alten Colonel ist rührend.

Track 10, „Isabel’s Murder, Recollections Of Samuel“: So viel Leid. So viele Kugeln und Schläge.

Track 11, „Revenge“: Horner-typisches „Mystery-Choir-Electro-Statement“, PATRIOT GAMES-Feeling – immer gut. Es gibt viele offene Rechnungen (seitdem Isabel, Tristans neue Liebe und Mutter seiner Kinder, völlig sinnlos getötet wurde). Auch eine Szene voller Gewissensfragen, über Rechtfertigung von Selbstjustiz.

Track 13, „Alfred, Tristan, The Colonel, The Legend“: Die Familienbande in SlowMo-Action vereint, es wird Gras wachsen über den Tag als die korrupten Eindringlinge auf der Ludlow-Farm sterben mussten. Und der vom Schlaganfall gezeichnete Colonel hat seine zwei ältesten Söhne wieder. 15 Min.-Track-Legende, für solche Musik ist Kino gemacht.

Manfred Schreiber, 28.10.2013

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