La La Land

Justin Hurwitz

Texte: Benj Pasek, Justin Paul

Interscope Records

Song & Score Album:
45:53 Min. 
15 Tracks

Score only Album:
53:07 Min.
30 Tracks

Complete Musical Experience (Digital Download)
93:17 Min.
44 Tracks

Justin Hurwitz? Wer ist das? – Diese Fragen dürften sich wohl selbst in Filmmusikkreisen bis Ende Jahr 2016 so einige gestellt haben. Mit seiner Musik zum Megahit sowie Kritiker- und Publikumsliebling La La Land (2016) katapultierte er sich quasi über Nacht ins funkelndste Rampenlicht Hollywoods und räumte alle namhaften Auszeichnungen ab – zwei Academy Awards, zwei Golden Globes, einen BAFTA Award, zwei Critics’ Choice Awards und etliche weitere Branchen-Ehrungen. Wer den Grammy in dieser Aufzählung vermisst: diese wurden für das betreffende Zeitfenster noch nicht verliehen – durchaus wahrscheinlich, dass er sich hiervor dann auch noch einen ins Regal stellen darf. Ob der Verhältnismässigkeit dieses Preissegens scheiden sich die Geister, doch Fakt ist, dass La La Land mit zahlreichen schönen Melodien und einem spritzigen Mix aus Orchester-, Tanz- und Jazz-Musik nach dem Kinobesuch und dem Hörvergnügen lange nachhallt.

Vor La La Land hatte Hurwitz lediglich für zwei frühere Filme vom gleichen Regisseur, Damien Chazelle, die Musik komponiert – Whiplash (2014) und Guy and Madeline on a Park Bench (2009). Letzterer erhielt erst am 24. Februar 2017 eine offizielle Soundtrack-Veröffentlichung, nachdem das Interesse an Hurwitz dank dem La La Land-Preissegen merklich angestiegen ist. Alle diese Arbeiten bewegen sich zumindest teils im Jazz-Milieu und es bleibt abzuwarten, ob Hurwitz nun künftig zahlreicher und auch in anderen Genres zu hören sein wird, oder ob dies ein ähnliches „Einzelereignis“ à la The Artist (2011) und Komponist Ludovic Bource darstellt – Bource räumte 2011/2012 fast alle Branchenpreise ab und war in aller Munde, ist seither jedoch kaum mehr als Filmkomponist tätig.

Während die Award-Jurys überwiegend den Song City of Stars auszeichneten, ist die mitreissende Nummer Another Day of Sun, mit dem der Film und das Album eröffnen, der eindeutige Show-Stehler, dicht gefolgt vom berührenden Song Audition (The Fools Who Dream). Zur „Visitenkarte“ ist jedoch City of Starsavanciert. Auch dieser Song hat grossen Ohrwurmcharakter und ist in verschiedenen, charmanten Variationen auf dem Album zu hören, doch schwächelt diese Nummer nicht zuletzt am Gesang.

Ein weiterer toller Song ist Start a Fire, gesungen von John Legend. Diesem haftet jedoch aufgrund der andersartigen Tonalität Source-Charakter an (dies wohl auch daher, da der Song nicht gänzlich aus Hurwitz‘ Feder stammt, sondern John Stephens, Angélique Cinélu und Marius de Vries mitkomponierten). So toll der Song ist und im Kontext des Films Sinn macht, will er sich nicht ins ansonsten sehr harmonische Gefüge zwischen Songs und Score passend einreihen. Anyway, mitreissend ist die Nummer allemal. Gegenüber diesen Song-Highlights schlagen sich die weiteren Gesangsnummern mit Schalk und Witz gut, gehen jedoch weniger ins Ohr.

Der Score von Justin Hurwitz bildet mit den Songs eine schöne Einheit, auch indem er die Song-Melodien in reiner Instrumentalform immer wieder aufgreift. Dabei bewegt sich die Instrumentalmusik von Piano-Solo bis hin zu voller sinfonischer Ausprägung. Letztere bilden punkto Romantik, Schwelgerei und Träumerei denn auch die mitreissendsten Minuten. Zu diesen zählen Planetarium, Epilogue, das kurze The End und die Credits (nur auf dem Score-Album drauf; jedoch ein naher „Verwandter“ vom Epilogue). Diese bilden zusammen eine sehr eindrückliche Mini-Suite, die mehrere Songmelodien in unterschiedlichster Orchestration zusammenführt und damit eine herrliche Rundschau durch das La La Land-Musikuniversum bildet.

Fazit: Justin Hurwitz gelang mit La La Land ein beachtliches Werk, dem die zahlreichen Preise zu gönnen sind (und mit Blick auf die 2016-Mitbewerber sind die Auszeichnungen auch nachvollziehbar). Aufgrund des ausgeprägten Musical-Charakters darf weiter debattiert werden, inwieweit die Auszeichnungen für La La Land denn nun mit den bisherigen „Beste Musik/Song“-Gewinnern wirklich vergleichbar sind. Doch tut dies dem hohen Unterhaltungswert der Songs und der Musik keinen Abbruch. Eine Höchstnote kann daher jedoch nicht vergeben werden – Filmmusik abseits des Musical-Genres muss sensibler und nuancierter auf Narratologie und dramatische Spannungsbögen reagieren.

Zu den Veröffentlichungen: Auf den La La Land-Hype hat Interscope Records schnell reagiert. Nach der Veröffentlichung des „regulären“ Song-&-Score-Albums legte das Label eine Score-Only-Scheibe nach und dann auch noch als Digital-Download-Only die Kombination aus den zwei physischen Alben: das Complete Musical Experience mit zusätzlichen Versionen u.a. von Audition und Start a Fire. Hat man sich mal durch diesen „Veröffentlichungs-Dschungel“ durchgehört, kann man feststellen, dass das reguläre Album alle Song- und Score-Höhepunkte enthält und damit den meisten ausreichen dürfte. Den Jazz-Aficionados könnten die Zusätze auf dem Score-Album willkommen sein.

Basil, 27.3.2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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