Innerspace

Mit der Veröffentlichung des Score der vierten Filmzusammenarbeit zwischen Joe Dante und Jerry Goldsmith fand ein weiterer sogenannter „holy grail“ (zumindest für die Goldsmith Fangemeinde) seinen Weg auf CD. Und: Das Tor scheint mit dieser CD offen für eine baldige Veröffentlichung von Gremlins!

Der Film, eine kunterbunte Mischung aus Komödie (Martin Short) und Science Fiction (Dennis Quaid), fand in den USA keinen sonderlich grossen Anklang. Dante selbst führt das in den Liner Notes auf eben diese Mischung zurück und auf die Länge von guten zwei Stunden, für eine Komödie, wie er meint, eben doch etwas lang.

Pendleton, ein Testpilot der Air Force, wird auf Miniaturgrösse geschrumpft in einer U-Boot ähnlichen Kapsel zufälligerweise in den hypochondrischen Jack Putter injeziert (anstatt in den vorgesehenen Versuchhasen). In dieser Technologie finden Kriminelle ein gefundenes, weil lukraktives Fressen und so werden Putter (und in dessen Organismus Pendleton) zur Zielscheibe einer Organisation, die das Wissen klauen und damit das grosse Geld machen will.

Innerspace ist ein vergnügliches aber leider zu lang geratenes, manchmal völlig überdreht schräges Vehikel mit fantastischen Spezialeffekten aus der ILM-Küche und einigen köstlichen Einlagen von Martin Short als Hypochonder. Nebst Short und Quaid agieren auch die junge, süsse Meg Ryan sowie einige Gesichter, die bei Dante immer mal wieder auftauchen.

Goldsmiths Musik befand sich zur Entstehungszeit des Films, zwischen Mitte und Ende der 80er Jahre, in einer von Elektronik stark beeinflussten Phase. Rent-a-Cop, Extreme Prejudice und Hoosiersentstanden in jener Zeit und Innerspace ist dies freilich anzuhören – und zwar in überwiegend positivem Sinne (anders etwa als ein 1988 folgender Criminal Law oder der für viele unanhörbare Link ein Jahr zuvor). Fast alle Stücke finden elektronische Beigaben, einige sind dominiert von Synthesizern, andere betten diese Klänge mal auffälliger, mal unauffälliger in die Komposition ein. Aber vorhanden ist das Elektronische eigentlich überall. Wer sich damit also nicht anfreunden kann, dürfte auch an Innerspace nur bedingt Freude haben.

Sofort ins Ohr fallen die Passagen, die sich im Inneren von Jack Putter abspielen und denen Goldsmith einen fremdartig „ausserweltlichen“ Charakter verleiht, der sich durchaus nach gleichgesetzten Momenten in Star Trek – The Motion Picture anhört (Optic Nerves), während die Actionstücke Goldsmith pur sind (For the Money/A New Man, Gas Attack, Stop the Car) mit den bekannten 7/8 Takten, anderen „odd meters“, den blitzschnellen Blechbläserläufen und Synthesizerrhythmen. Gremlins/Dante Feeling kommt natürlich auch desöfteren auf: Transformed, The Cowboy (ein Motiv mit elektronischem Pfeiffeffekt – The `Burbs lässt schön grüssen) und die kurzen Kirmeseinlagen in Retransformed.

In Take Him Home/Broken Toe, Where am I? oder Disengage hören wir eines jener Goldsmith-Liebesthemen, für die er fast ebenso bekannt ist, wie für seine Actionmomente. Zuckersüss und wunderbar eingängig gilt dieses Thema für die Beziehung von Pendleton mit Lydia (Ryan) – die beiden sollten übrigens jahrelang auch privat ein Paar bilden.

Vielfältig wie so oft präsentiert Goldsmith uns eine Vielzahl an Themen, Motiven und Variationen, von einem staccatoartigen Actionmotiv, das Goldsmith auch in Total Recall prominent einsetzt, über zwei fanfarenähnliche Themen (das längere, Sechsnoten-Thema ist das populärere der beiden), die er wunderbar zu variieren weiss und geschickt platziert, bis zu einer ganzen Anzahl von Kurz- und Kürzest-Motiven; und auch Innerspace hat diese fast schon charakteristische Dante/Goldsmith Atmosphäre, die auch Gremlins, Explorers oder das Twilight Zone – The Movie Segment „It’s a Wonderful Life“ offenbaren.

Wer sucht und die Ohren offen hat, der findet. Das gilt besonders für Innerspace, der eine unglaubliche Anzahl an Ideen enthält, mit denen Goldsmith und auch Dante zu spielen verstehen.

Innerspace macht in dieser Aufmachung einfach unheimlichen Spass und bietet ein formidables Hörvergnügen, das Fans des Komponisten, die auch seiner nicht immer über alles erhabenen End-80er Phase etwas abgewinnen können, begeistern wird. Die alte LP/CD (wie habe ich mich damals über diese Zusammenstellung genervt!) mit ihren knappen 25 Minuten kann man, Lalaland sei Dank, getrost in die Ecke stellen – und die 63 Minuten Bootleg Scheibe sowieso!

Interessanterweise wurden hier in die Tracks auch nicht verwendete Versionen eingefügt, was man beim ersten Anhören und ohne das Booklet nicht einmal bemerken würde. Drei solcher Stücke gibt es, daneben auch einige wenige, die ihren Weg in den Film nicht fanden.
Das Booklet mit Texten von Dan Goldwasser hat eine gute Länge und bietet einige nette Infos.

Phil, 18.12.2009

 

INNERSPACE

Jerry Goldsmith

Lalaland Records LLLCD 1114

78:31 Min. / 28 Tracks

Limitiert auf 3000 Stk.

 

 

 

 

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