How to Murder Your Wife/Lord Love a Duck

Obwohl der vom Jazz kommende Neal Hefti in Hollywood eine Zeitlang recht gefragt war, blieb seine Filmografie im Endeffekt sehr überschaubar; seine profilierteste Phase hatte er von 1964 bis 1968 mit Schwergewicht auf leicht bekömmlicher Komödienmusik. Einige seiner Soundtracks wurden filmbegleitend veröffentlicht, jedoch hatten ein paar dieser Alben eine kurze Spieldauer und enthielten dem Zeitgeist entsprechend eigens eingespielte, «hörerfreundliche» Programme.

Auch How to murder your Wife fällt in diese Kategorie. Wieviel Freiheiten sich der Komponist hier beim Umarrangieren nahm, fällt erst so richtig auf, seit durch eine glückliche Fügung jetzt die Filmversion vorliegt. Bruce Kimmel, der zuvor schon The Apartment und The fortune Cookie aus der im letzten Jahr bei FSM erschienenen «MGM Soundtrack Treasury» wiederveröffentlicht hatte und Gleiches mit How to murder your Wife im Sinn hatte, traute seinen Augen nicht, als sich die vermeindlichen Mono-Albummaster als etwas ganz anderes erwiesen. Bestimmt unglücklich für jene, die sich die schwarze Box hauptsächlich wegen dem Hefti gekauft haben und sich jetzt zu Recht verärgert fragen, ob denn Kendall nicht ebenfalls Zugang zu diesen Bändern gehabt haben müsste. Man weiss es nicht, vielleicht hatte er, konnte aber die möglicherweise schon durchgeplante Box nicht mehr umdisponieren.

Der zunächst augenscheinlichste Unterschied zwischen Original und Album ist, dass ersteres rein instrumental ist, während in letzterem bei einigen Hauptthemen Vokalisten hinzugefügt wurden. Von bleibendem Wert ist hier vor allem How to murder your wife mit seinen deftigen Lyrics («Strangle your darling with diamonds, drown her in sparkling champagne…»), die von einem nonchalanten Frauenchor charmant verharmlost werden. Ansonsten schwingt das Original – wie das ja meistens der Fall ist – mit grösserer Vielfalt und mehr Raffinesse eindeutig obenauf.

Die Story um den eisernen Junggesellen Jack Lemmon, der nach einer durchzechten Nacht feststellen muss, dass er die hinreissende Virna Lisi geheiratet hat und in seiner Arbeit als Autor von Detektiv-Comics sowie mit Unterstützung seines ergebenen Dieners Terry-Thomas nach Wegen sucht, sie wieder loszuwerden, unterlegt Hefti mit einer äusserst unterhaltsamen Musik. Sein Score ist durchsetzt mit Themen, denen man kaum entkommen kann, und wie er sie romantisch, elegant und spritzig in Streichern und Bigband-Bläsern, oder auch urkomisch mittels beispielsweise einer effizienten Elektro-Orgel einsetzt, hat schon sehr viel Klasse.

Damit erschöpfen sich Heftis Ideen aber keineswegs. Er bereichert seine Komposition mit coolen Sachen wie Ragtime-Klavier, Jagdhörnern, Twang-Gitarren, einer Tarantella oder auch etwas dunkleren, dramatischeren Momenten, wo primär Bläser und Percussion für das Crime-Element des Filmes besorgt sind. Und vor allem in der kleinen Jazzcombo aus Klavier, Querflöte, Bass und Schlagzeug zeigt sich, was für ein begnadeter Musiker Neal Hefti in diesem Fach doch war. Ohne das berüchtigte mickey-mousing – welches viele Filmmusikfans abschreckt – gross zu bemühen, ist How to murder your Wife ein Comedyscore von hohem Niveau und Musterbeispiel für den dem Komponisten eigenen Humor.

Die satirische Komödie Lord love a Duck dürfte heutzutage eine ziemliche Obskurität sein, ich zumindest kenne sie nicht, aber wenn Martin Scorsese sie zu seinen «guilty pleasures» zählt, dann muss sie schon ein gewisses Etwas haben. Es geht in diesem Film um die Teenager-Kultur der Sechziger, und das kann man anhand der Musik durchaus erahnen. Der Beat spielt eine wesentliche Rolle, Gitarren, Hammondorgel und Gesangseinlagen einer Gruppe namens «The Wild Ones» geben den Ton an, und auch wenn man hier nicht von einer furchtbar tiefgehenden Angelegenheit sprechen kann, so sind doch die Themen in ihrer Eingänglichkeit einmal mehr typische Hefti-Erzeugnisse. Eher untypisch für den Komponisten und auch den Rest des Scores ist indes der Track Arsenic in the Face, dessen unbehagliches Zweiton-Ostinato in einem Paranoiathriller der Siebziger keineswegs deplatziert wirken würde. Eine kurze, betont lustlose Darbietung des Studentenliedklassikers «Gaudeamus Igitur» fällt ebenfalls aus dem Rahmen.

Kritzerland offeriert dieses Doppelalbum zum Preis einer Einzel-CD, und so kriegt man mit den beiden How to murder your Wife-Versionen sowie mit Lord love a Duck, der sich separat wohl schlecht hätte verkaufen lassen, viel Musik für sein Geld. Obwohl beim Label selbst nach kurzer Zeit ausverkauft, ist es beispielsweise bei Screenarchives nach wie vor erhältlich.Und da sich die Bestellmenge bislang noch nicht auf ein Exemplar pro Kunde beschränkt, dürfte dies auf absehbare Zeit auch so bleiben.

Andi, 29.9.2009

WIFE

 

DUCK

 

HOW TO MURDER YOUR WIFE/LORD LOVE A DUCK

Neal Hefti

Kritzerkand KR 200133

CD 1: 59:27 / 22 Tracks
CD 2: 59:19 / 21 Tracks

Limitiert auf 1000 Stk.