Frozen 2

Seit FROZEN (2013) zählen Elsa und Anna zu den beliebtesten Disney- und Filmheldinnen überhaupt – kaum ein Kinderzimmer ohne FROZEN-Merchandise. Der durchschlagende Erfolg dieses Animationsfilms führte denn auch dazu, dass mit voller Kraft an einer Fortsetzung gearbeitet wurde. Wenig originell ist diese dann unter dem Titel FROZEN 2 im November 2019 in die Kinosäle geschneit und auch hierfür strömten die Zuschauer wieder scharenweise ins Kino. Neben dem Regie-Duo Chris Buck und Jennifer Lee sowie dem Grossteil des Voice-Casts sind auch der Komponist Christophe Beck und das Songwriter-Duo Robert Lopez und Kristin Anderson-Lopez zurückgekehrt. Getreu dem Motto: Never Change a Winning Horse, denn punkto Songs und Musik hat bereits FROZEN schöne Highlights präsentiert, die nicht zuletzt u.a. mit je einem Grammy und Oscar ausgezeichnet wurden. Gelungene Songs gibt es auch in FROZEN 2 zu hören. Becks Filmmusik überzeugt hier noch mehr und mit den Songs «Into the Unknown» und «Show Yourself» hat auch FROZEN 2 Powerhouse-Balladen zu bieten.

Zuerst zu den Songs. Inzwischen kennt wohl jeder den Hit «Let it Go» aus FROZEN und wohl so mancher hatte diesen Song nach dem Kinobesuch und/oder dem Hören des Soundtrack-Albums tagelang im Ohr – ob man’s wollte, oder nicht. Die FROZEN 2-Pendants zu dieser Ballade sind die beiden Songs «Into the Unknown» und «Show Yourself», wobei «Show Yourself» zu einem der überzeugendsten Disney-Songs der letzten Jahre gehört. Diese Balladen sind denn auch die Highlights in Bezug auf Dramatik und packende Melodien. Der Olaf-Song «When I Am Older» ist zu albern, um wirklich Begeisterung auszulösen, zumal hier auch die Gesangsleistung nicht so überzeugend ist – wie schon «In Summer» bei FROZEN. Und der Song «Lost in the Woods» feiert zwar 80ties Vibes, aber ihm mangelt es an einer wirklich packenden Melodie. Der Song «The Next Right Thing» ist im filmischen Kontext bewegend und mutig, zumal er gänzlich von Friede-Freude-Eierkuchen-Musik ablässt und über weite Strecken Melancholie walten lässt. Das hätte man in einem Disney-Film eher nicht erwartet, aber es funktioniert im filmischen Kontext, während der Song auf dem Album zu arg mit dem Tempo und den Stilismen drumherum bricht. Der eröffnende Song «All Is Found» kommt folkloristisch daher, was sehr passend ist. Die hier angespielten Melodien und die nordischen Musikelemente werden in der weiteren Musik von FROZEN 2 vermehrt aufgegriffen, woraus sich schöne Zusammenhänge ergeben. Diese Songs, plus eine Kürzest-Wiederholung von «Reindeer(s) Are Better Than People» und drei Pop-Song-Adaptionen von «Into the Unknown», «All is Found» und «Lost in the Woods» machen den Inhalt des hierzulande physisch erhältlichen Soundtrack-Albums aus. Damit beträgt die Totallaufzeit des Albums lediglich gut 36 Minuten und Disney Records hat damit den Vermarktungs-Fokus gänzlich auf die Songs gesetzt. Das ist zwar nachvollziehbar, aber sehr schade, denn die Orchestermusik von Christophe Beck ist noch eindrücklicher als die Song-Highlights und mindestens ein paar Auszüge hiervon hätten auf dem Album noch problemlos Platz gefunden. Doch wer Becks Arbeit hören will, der muss sich das 2-CD-Deluxe-Set als Import-Produkt aus dem Ausland besorgen (oder als digital Download; physisch wurde die Deluxe-Edition hierzulande jedoch nicht vertrieben, entgegen der Deluxe-Edition von FROZEN im Jahr 2013). Damit dürfte Becks beachtliche Leistung wohl leider nur marginale Aufmerksamkeit zukommen. Kurze persönliche Anekdote an dieser Stelle: Die Disney-Soundtracks haben während meiner Kindheit für Stunden ihre Runden in meinem CD-Player gedreht. Letztlich waren es die fantastischen Score-Stücke von Alan Menken auf dem Soundtrack-Album von «The Hunchback of Notre Dame» (1996), die mein Interesse an rein orchestraler Filmmusik aufflammen liessen. Wären von «Hunchback» nur die Songs auf der regulären CD veröffentlicht geworden, wäre dieser Funke bei mir eventuell erst später gesprungen. Becks Musik für FROZEN 2 hat, meiner Meinung nach, ähnliches Potenzial für (junge) HörerInnen. Nicht nur, weil die Orchestermusik an sich gelungen ist, sondern auch, weil Beck im Falle von FROZEN 2 oft Fragmente der populären Song-Melodien in seine Musik einflechtet, woraus sich ein hoher Unterhaltungswert und eine schnelle Zugänglichkeit ergibt.

Zur Orchestermusik von Christophe Beck. Was im Falle von Becks Musik für FROZEN positiv überraschte, waren die nordischen Einflüsse. Wobei schon der Auftakt seiner FROZEN-Musik mit dem mystisch-mächtigen Chorgesang «Vuelie» packend war. Dieser nordische, melancholische Musikeinfluss ist in FROZEN 2 noch stärker und Beck knüpft engere Verbindungen zwischen den Songs und seiner Musik. Zudem erklingt im Song «Into the Unknown» ein kurzes, aber markantes Lockruf-Motiv in Form von rufendem Gesang. Dieses Motiv ist auch immer wieder in verschiedensten Versionen in Becks Musik zu hören. Seine Arbeit wird weniger von verspieltem Mickeymousing dominiert, als von dramatischer Action-Musik mit dicht verwobenem Streicher-Sound und pochender Perkussion. Hierzu zählen Highlights wie die Stücke «Wind», «Fire and Ice», «Rude Awakening», «River Slide» und «The Flood».

Fazit: FROZEN 2 hat in Bezug auf die Musik und die Songs viel zu bieten. Schade jedoch, dass sich Disney bei der Veröffentlichung so stark auf die Songs konzentriert hat und Becks Arbeit «hintenanstehen muss». Es lohnt sich, das Deluxe-Set zu erwerben und sich damit Becks Musik ins Haus zu holen. Das 36-minütige, kommerzielle Songs-Album wird dem gesamten FROZEN 2-Musikuniversum leider nicht annähernd gerecht.

(Songs-Album: 2) Basil, 10.2.2020

FROZEN 2 – DELUXE EDITION

Christoph Beck (Score), Kristen Anderson-Lopez & Robert Lopez (Songs)

Walt Disney Records

125:52 Min. (Score 52:07)
46 Tracks (Score 19)