The Curious Case of Benjamin Button (DVD)

Benjamin, dessen Mutter bei der Geburt gestorben ist, wird von seinem Vater, erschrocken vom Äusseren seines Kindes, kurzerhand auf der Treppe eines Altersheimes ausgesetzt und von Queenie, der guten Seele des Hauses, aufgenommen. Benjamin ist ein Sonderling, der rückwärts altert und als Greis geboren wurde. Innerlich ein Baby, äusserlich ein alter Mann ? so beginnt Benjamins Leben. Mit all den Jahren verändert sich Benjamin. Er erlebt sonderbare Geschichten mit den Bewohnern des Heims, die ihm mehr und mehr ans Herz wachsen, und verliebt sich in Daisy. Doch die Liebe funktioniert nicht. Wie soll sie auch? Ein alter Mann und ein Mädchen? Er begibt sich alsdann auf einem Schlepper auf hohe See, Daisy unternimmt eine Ausbildung zur Balletttänzerin und die beiden verlieren sich langsam aber sicher aus den Augen. Doch eben, wo die Liebe hinfällt?

The Curious Case of Benjamin Button ist ein für David Fincher ungewöhnlicher Film. Fincher, den wir sonst vor allem von packenden Thrillern wie Sevenoder Panic Room her kennen, nimmt sich mit Benjamin Button einer skurrilen Story mit durchaus sonderbaren Charakteren an. Das hingegen ist eine Parallele zu seinen anderen Filmen, die vor schrägen, wunderlichen und besonderen Personen nur so strotzen (Paradebeispiel Fight Club). Benjamin Button ging im allgemeinen Trubel um den Oscarsieger Slumdog Millionaire fast ein wenig unter. Dabei ist Finchers Mär wirklich gelungen erzählt und zweifelsohne wunderbar verfilmt.

Nebst der erstaunlichen Technik, die nur hie und da erahnen lässt, dass der Computer mächtigst rotiert hat um die Alterungsphasen wiederzugeben (Daisy als junge Balletttänzerin, Brad Pitts eingefügtes Gesicht bei der ein oder anderen Aufnahme) wissen die Schauspieler zu überzeugen, die sich auch in der Fülle an Nebengeschichten und verschiedenen Charakteren zu behaupten vermögen. Brad Pitt, Cate Blanchett, aber insbesondere die in Nebenrollen spielenden Julia Ormond, Taraji P. Henson oder Jarred Harris (als Captain Mike) gefallen durchwegs.

Ich hatte trotz der Länge des Films und der Vorhersehbarkeit der Geschichte, daran will Fincher aber auch nicht drehen, meinen Spass an all den kleinen (und grösseren) Anekdoten des Jungbrunnens Benjamin und seiner alternden Umgebung, an den feinen Berührungen mit der Welthistorie, die aber immer im Hintergrund bleiben. Sicher neigt der Film zum Schluss hin zum Melodrama und ja, vielleicht ist die Krankenhausgeschichte etwas gar zu Tränen rührend gestylt, aber insgesamt ist The Curious Case of Benjamin Button ein gelungenes, schön gemächliches und nicht überstürztes Ereignis.

Musikalisches Understatement
Es ist eigentlich schade, dass Alexandre Desplat angesichts dieser rührigen (nicht rührseligen) Story, den tollen Darstellern und dem beeindruckenden Handwerk sich nicht inspirierter zeigt und einen vor sich hin tröpfelnden Score gekritzelt hat. Man fragt sich derweil, was Howard Shore, einstiger Stammkomponist Finchers, hier hätte herausholen und ob er den vielen Songs und source music Stücken hätte Paroli bieten können. Desplats Musik plätschert vor sich hin, reicht nicht an die teilweise tollen Bilder heran und schafft es nicht, die Geschichte auf ein verträumtes Level zu heben, wie es Fincher tut. Hier haben wir ein Beispiel dafür, was man wohl als “understatment” in der Filmmusik beschreiben kann. Oder übertrieben formuliert: Viel Musik, aber man merkt davon nichts. Auch mit der Score-CD, die auf einer Scheibe Desplats Kompositionen enthält und auf der zweiten die Songs, habe ich mich nicht anfreunden können – weder vor noch nach dem Film. Ganz nett, aber einfach nicht DIE Musik, die hier etwas besonderes hätte auslösen können.

Phil, 16.6.2009

THE CURIOUS CASE OF BENJAMIN BUTTON

Regie: David Fincher

Darsteller: Brad Pitt, Cate Blanchett, Jarred Harris, Julia Ormond

Musik: Alexandre Desplat

Verleih: Warner