Crusoe

Eine ganze Vielzahl an Verfilmungen existieren basierend auf Daniel Defoes Literaturklassiker. Crusoe ist nur eine unter mehreren Dutzend. Bei Crusoe hat der mehrfach Oscar nominierte Kameramann Caleb Deschanel (u.a. für The Right Stuff und The Natural) nach The Escape Artist seine zweite Regiearbeit abgeliefert. Zusammen mit Tomislav Pinter hat er für tolle Aufnahmen Sorge getragen. Aidan Quinn ist in der Rolle des Titel“helden“ zu sehen, der hier als Sklavenhändler Schiffbruch erleidet und auf die einsame Insel gespült wird.

Michael Kamen war 1988 an der Schwelle zum grossen Hit mit Die Hard, ein Jahr zuvor hat er für Richard Donner Lethal Weapon vertont, auch mit Highlanderhatte er bereits einen Blockbuster, wenn auch damals eigentlich nur die Band Queen mit dem Film in Verbindung gebracht wurde. Crusoe war demgegenüber ein kleineres Projekt, das an den Kinokassen nicht sonderlich erfolgreich war.

Die hier vorgestellten 41 Minuten entsprechen dem Albumcut, den Kamen damals vorbereitete. Es kam allerdings nie zu einer Soundtrackveröffentlichung und so dauerte es 25 Jahre bis Quartet Records den Score vor einigen Wochen herausbrachte.

Crusoe beginnt mit „The Slave Escapes“, Harfenklänge aus dem Fairlight (damals Hightec im Bereich Samples) und Atmos führen in den Track ein, ehe ethnische Klänge (Perkussion, Flöten, wie im Booklet zu vernehmen handelt es sich hierbei um die Fujara) übernehmen. Der elektronische Teil, für den Kamen hier viel Aufwand betrieb, nimmt gut zwei Drittel des Scores ein. Dramatische Orchesterklänge (es spielt das National Philharmonic Orchestra), wie sie für Kamen für diese Phase typisch waren, sind in „The Storm and the Shipwreck“ zu hören. Tiefe Streicher, massive Orchestrationen und kurze motivische Anklänge. Auch im traumhaften „Boat Building“ und in „End Credits“ ist das Orchester, angereichert mit synthetischen Klängen, präsent.

„Grave Maker“ nimmt die Klänge aus „The Slave Escapes“ und dessen Motiv wieder auf, ausserdem taucht ein weiteres, ausführlicheres Thema (jenes für Crusoe) auf, das später in das Hauptthema, gespielt von der Oboe, übergeht. Cemballo und pizzicato der Streicher, Fagott, alle aus dem Fairlight, spielen in „Eating Bugs“ die Hauptrolle, in dem für einmal eine komödiantische Stimmung herrscht, ein Stück, das sich stimmungsmässig von allen anderen deutlich unterscheidet. „The Raft“ ist ein weiterer dramatischer Track, auch dieses Mal kommen die elektronischen Klänge zum Vorzug ehe bei ca. 3:45 die Hörner markant das Crusoe Thema spielen, das Orchester übernimmt und beendet den Track spektakulär und in der nahezu himmlischen Art, die Kamen Crusoestellenweise verleiht. In „Crusoe“ ist das sentimentale, nachdenklich stimmende Thema für den Protagonisten ausführlich zu hören, es schildert trefflich die Einsamkeit und die Ausweglosigkeit in der sich der Gestrandete befindet. „Not Alone“ ist ein Spannungstrack mit Woodblock ähnlichen Synthiesounds und exotischer Flöte. Das Inselthema ist anschliessend in „The Beach“ zusammen mit den soeben zu vernommenen Klängen zu hören, ehe eine Oboe den Track beschliesst. Auch „Outrigger“ nimmt die Klänge von „Not Alone“ auf, addiert aber noch tiefe Synthieatmos.

Die CD beschliessen die Stücke „Escape“ und „End Credits“, ersterer beginnt mit Fairlight Klängen, kurz darauf kommt das Inselthema in Bruchteilen zur Geltung ehe Crusoes Themas zu hören ist und die tiefen Atmos langsam in den Hintergrund treten, Hoffnung wird deutlich hörbar, ein letzter Hinweis auf die Insel und das exotische Leben, das der Titelheld führte, gibt Kamen mit den hohen Flötenklängen zum Schluss des Tracks. Letzterer, „End Credits“ beginnt mit Crusoes Thema, ehe das Orchester nach und nach Eintritt findet.

Für die Kamen Liebhaber ist die CD wohl ein Muss, da es bisher nur gerade ein wenig Musik auf einem Sampler zu hören gab; den anderen lege ich nahe, vorher erst reinzuhören oder sich den Film anzuschauen um zu entscheiden. Sehr gut übrigens sind die ausführlichen Liner Notes von Daniel Schweiger.
Phil, 8.12.2013

 

CRUSOE

Michael Kamen

Quartet Records SCE065

41:02 Min. / 14 Tracks

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