A Prayer for the Dying

Bill Conti

Quartet Records QR162

52:10 Min.
14 Tracks

Limitiert auf 1000 Stk.

Weder bei der Kritik noch beim Publikum war diesem Film von Mike Hodges aus dem Jahre 1987 ein besonderer Erfolg beschieden, obwohl er mit den zum Teil gegen den Typ besetzten Mickey Rourke, Bob Hoskins, Alan Bates und dem damals noch relativ unbekannten Liam Neeson über nicht unbeträchtliche Star-Power verfügt. Basierend auf einem Roman von Jack Higgins, erzählt A Prayer for the Dying vom IRA-Terroristen Martin Fallon (Rourke), der aussteigen will, nachdem er in Folge unglücklicher Umstände einen Schulbus in die Luft sprengt. Zuvor muss er jedoch noch einen letzten Job erledigen.

Die Produktion des Filmes verlief nicht ohne Probleme; als eines der grösseren erwies sich die Musik, an der sich die Geister der beiden Produzenten Peter Snell und Samuel Goldwyn Jr. schieden. Snell beauftragte John Scott, mit dem er des Öfteren zusammenarbeitete (u. a. bei Antony and Cleopatra und Hennessy), und der Komponist fasste die angstvolle Atmosphäre Nordirlands in einer Musik bestehend aus Streichern, Elektronik, Pop und Jazz zusammen, verwendete aber auch lokale Instrumente wie die Harfe. Um der von Martin ausgehenden Gefahr gerecht zu werden, kam eine Elektrogitarre zum Einsatz. Scott hat den nicht verwendeten Score auf seinem eigenen Label, zusammen mit Winter People,veröffentlicht (JOS Records JSCD 102).

Goldwyn war weder von dieser Musik noch von Rourkes Schauspiel sonderlich angetan, und auch das Britisch-Provinzielle behagte ihm nicht. Um dem Geschmack der amerikanischen Kinogänger mehr entgegenzukommen, schnitt er deshalb nicht nur den Film um, damit mehr Action reinkam, sondern wollte auch einen eindringlicheren, «kommerzielleren» Score. Da war er bei Bill Conti an der richtigen Adresse.

Nebst einem 60-köpfigen Sinfonieorchester, das für die gewünschten Emotionen sorgt, verwendet Conti auch Instrumente wie Harfe, Flöte, Pennywhistle und Maultrommel, die man gemeinhin mit Irland verbindet. Als Besonderheit kommt zudem elektronische Perkussion zum Einsatz, die einen Dulcimer nachahmt.

Eine Vielzahl dieser Instrumente sowie praktisch alle wichtigen Themen und Motive präsentiert Conti bereits in den ausgedehnten Main Titles und setzt damit den Ton für das, was kommen wird. Zunächst spielen die Streicher Martins Klagemotiv an, dann folgen Harfe und Pennywhistle mit seinem sehnsuchtsvollen Hoffnungsthema. Nach einem Zwischenspiel der Dulcimer-Perkussion mit dem sogenannten Verfolgungsmotiv erklingt in Streichern und Orgel Martins religiös gefärbtes Hauptthema. Ein unheimliches Gefahrenmotiv in den Streichern lässt diesen hervorragenden Track schliesslich ausklingen.

Das Dulcimer-Verfolgungsmotiv erklingt zusammen mit der Maultrommel erneut in The Raid, und irgendwie hat diese Kombination etwas von einer Morricone-Spaghettiwesternmusik. In den darauffolgenden Tracks, die auch immer wieder die eingeführten Themen und Motive enthalten, gibt’s einen Mix aus elegischen Streichern sowie Suspense und Action, die gerne auch mal perkussiv und etwas avantgardistisch daherkommen.

Ganz im Gegensatz dazu dann Martin & Anne, das uns das etwas aufgesetzte Techtelmechtel zwischen Martin und der blinden Anne näherbringt. Jubilierende Streicher werden von Martins Trauer- und Hoffnungsmotiv eingeklammert, dann erklingt in Flöte und Gitarre zart das wunderschöne Liebesthema. Die traute Zweisamkeit wird in Billy goes away aber jäh gestört, einem zum Teil atonalen Track, der schon beinahe Horrorfilm-Qualitäten aufweist, durch das Hoffnungsmotiv jedoch ein versöhnliches Ende findet. Genau wie der Score insgesamt, denn die End Credits klingen idyllisch mit dem Liebesthema aus.

Mit einem ausführlichen Text von Daniel Schweiger kommt diese offizielle Premiere von Contis A Prayer for the Dying daher. Ob es musikalisch gesehen rechtens war, Scotts Komposition rauszuschmeissen, kann ich für mich nicht beurteilen, da ich diese (noch) nicht kenne. Contis Beitrag jedenfalls ist auch abseits des Films recht beachtlich und die Veröffentlichung allemal wert.

Andi, 8.12.2014

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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